Kap
des peloponnesischen Krieges.
Bis zum Ende
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droseion mit dem alten, einst Von Athene gepflanzten Ölbaum
befand34).
Karyatidenhalle. Innen führten von C aus Treppen
empor, wie nach B, so auch nach D, der nach Süden ge-
wandten Vorhalle, von der wir auf Taf. 14, Fig, 3 nur die
westliche Ecke erblicken. Die östliche Ecke bietet in ver-
gröfsertem Mafsstabe Taf. 14, Fig. 6. Es ist dies vielleicht
das zierlichste Bauwerk, das je von Menschenhänden gemacht
worden ist. Sechs Jungfrauen, vier in der Front, auf eine 2,6 m
hohe Rampe gestellt, tragen wie Säulen ein leichtes, von
keinem Dache beschwertes Gebälk, das nur aus Architrav und
Gesims besteht, also keinen Fries hat. Es ist dies nicht der
einzige oder auch nur der erste Fall, wo Menschengestalten
als Träger erscheinen. Im Innern des Zeustempels zu Agrigent
tragen nackte männliche Kolosse, Atlanten, an Stelle von
Pfeilern die hypäthrale Dachanlage (vgl. Taf. 14, Fig. 7). Be-
sonders besiegte Vertreter der sagenhaften Urzeit oder auch
Barbaren erscheinen in solcher Verwendung. Unser Künstler hat
attische Jungfrauen (Korai) als Gebälkträgerinnen (Karyatiden)
verwendet, aber so, dafs ihr Dienst als ein leicht und freudig
der Göttin geweihtes Opfer erscheint. Er brachte sie an einem
kleinen Nebengebäude an und belastete sie s_o wenig, dafs sie
nicht bedrückt erscheinen, sondern leicht und aufrecht da-
stehen in freier Haltung, ähnlich den Kanephoren (Korbträge-
rinnen), die bei feierlichen Zügen mit Körben auf dem Kopfe
daherschreiten. Sie sind bekleidet mit einem in gefäilligen
Falten den Körper umspielenden Chiton; sie ruhen teils auf
dem rechten, teils auf dem linken Beine, während das andere
leicht vorgestreckt ist. Den Übergang von ihrem Kopfe zum
Gebälk bildet ein mit Echinoskyma (S. 72) verziertes QIIQÖ,
auf dem ein Abacus liegt. So ist die Idee des Tragens ll1 ein-
facher Weise angedeutet.
Der geweihte Bezirk, auf dem sich diese ebenso schöne
wie prächtige "Fempelanlage befand, umfafste noch mehr Heilig-
tümer, deren einzelne Stätten wir aber nicht mit Sicherheit
bezeichnen können, nämlich aufser denen der Athene Polias,
des Erechtheus und der Pandrosos, der Tochter des Königs
Kekrops, auch die Gräber des Kekrops und des Erichthonios
und den durch Poseidons Dreizack hervorgerufenen Salzquell,
„das Meer" genannt. So eng vereinigt lagen hier die althei-
ligen Kultstätten, weil es das denkwürdigste Stück attischen
Landes war. Man hatte deshalb auch sofort nach Abzug der
Perser den Wiederaufbau der zerstörten Heiligtümer begonnen.
Hatten aber erst vielerlei äufsere Rücksichten die Ausführung
verzögert, so wurde sie durch die Drangsale des peloponne-