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Die griechische Kunst.
prächtige bunte Kalymmatiendecke (S. 57). Diese dreischiffige
Halle findet ihren Abschlufs in einer Wand mit fünf ver-
schieden grofsen Eingängen, die mit bronzenen Thoren ver-
schlossen werden konnten. Zu ihnen führen, mit Ausnahme
der mittleren, Stufen empor. Hier würden wir das eigentliche
Festungsthor zu suchen haben, wenn nicht, zu Perikles' Zeit
wenigstens, die Akropolis aller Festungsanlagen33) entbehrt
hätte. Hinter diesen Thoren nach dem Burginnern zu ist eine
nicht weiter eingeteilte Halle von geringer Tiefe, deren nach
der Ostseite gerichteter Giebel dem vorderen ganz gleich ist,
aber wegen der höheren Lage ihn mit dem Dache überragt.
Der Baumeister, der diesen herrlichen Eingang zur Akropolis
geschaffen hat, heifst Mnesikles; die Kosten sollen sich auf
2012 Talente, also gegen 9 Millionen Mark, belaufen haben.
Von den Propyläen wendennwir uns zum sogenannten
Ereehtheion. Um einen guten Uberblick über dasselbe zu
gewinnen, gehen wir, indem wir die Kolossalstatue rechts
lassen, nach der nördlichen Mauer der Akropolis etwa bis zu
22 des Grundrisses (Taf. 13, Fig. 9) und machen hier eine
Schwenkung nach rechts: dann sehen wir die Heiligtümer so,
wie sie auf Taf. 14, Fig. 3 geboten sind, nur dafs das Bild
den Bau scheinbar noch unfertig zeigt; Tai 14, Fig. 4 giebt
den Grundrifs dazu. Was wir zuvorderst erblicken (Grund-
rifs E), "ist eine in attisch-ionischer Ordnung gebaute Vorhalle
auf sechs Säulen, vier in der Front, an deren Hinterwand eine
prächtige Thür (Taf. 14, Fig. 5) in die Halle C führt. Die
Wand, welche diese nach Westen abschliefst, hat nach aufsen
Fenster (vgl. Taf. 14, Fig. 3), zwischen denen an der Aufsen-
seite attisch-ionische Halbsäulen angebracht sind. Es ist das
einer der ersten Fälle, wo "Halbsäulen Verwendung gefunden
haben. Ihnen entsprechen an der Ostseite (Taf. 14, Fig. 4),
die wir von unserm Standpunkte aus nicht sehen können,
sechs volle Säulen von 6,8 m Höhe, die nach dieser Seite
hin den Tempel als Prostylos (S. 58) erscheinen lassen.
Zwischen ihnen führte der Eingang hindurch zu dem Tempel-
raume A, wo vermutlich das Heiligtum der Athene Polias
war. Dieses war wahrscheinlich durch eine Mauer von B ge-
schieden, wo man das Heiligtum des Erechtheus zu finden
meint. Von C war B wahrscheinlich nur durch Pfeiler getrennt,
damit dem Raume von Westen her Licht zukommen konnte.
Der Tempel ruht auf der uns zugekehrten Westseite auf einer
Mauer, welche geeignet war, die Unebenheit des Bodens, der
nach Osten und Süden um 3 m höher ist, auszugleichen.
Aus dieser führte vielleicht (Taf. 14, Fig. 3) unten eine Thür
heraus nach Westen, wo sich in einer Umfriedigung das Pan-