Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

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Kunst. 
Die griechische 
mächtig aufgerüttelt und in neue Bahnen geführt worden. In 
Athen traten auf allen Gebieten der Kunst mit göttlichem 
Genius begabte Männer auf, deren Streben getragen und 
unterstützt wurde durch die leicht entzündbare Begeisterung 
des Volkes für alles Schöne, durch die sichere Ruhe, welche 
den Genufs des Schönen bedingt, durch die Macht und den 
Reichtum, welche die Möglichkeit gewährten, das Prächtigste 
zu Ehren der Götter und des Vaterlandes zu schaffen, durch 
die Gaben der Natur, welche in unmittelbarer Nähe im Berge 
Brilessos oder Pentelikon unerschöpfliche Lager des edelsten 
Marmorsteines darbot. Kaum hatte man hinlänglich für Wie- 
deraufbau der Wohnungen, für Befestigung der Stadt gesorgt, 
so war man, schon unter Kimon, auch auf die Verschönerung 
derselben bedacht. 
In Perikles' Zeitalter, als Athen durch Mauern, Bundes- 
genossen, Flotten unangreifbar dastand, verwandte man fast 
all die reichen Einkünfte, die der Seebund dem Staatsschatz 
zuführte, um durch künstlerische Unternehmungen den Mittel- 
punkt griechischer Macht zu einem Glanzpunkte der be- 
wohnten Erde zu gestalten. Selten, ja einzig in der Welt- 
geschichte ist es, dafs zu gleicher Zeit, wo ein kunstsinniges 
Volk die ungefährdete Stellung und den Reichtum hat, welche 
die Vorbedingungen einer Blüte der Kunst sind, auch ein 
Mann das Staatsruder ergreift, der ebensosehr durch be- 
geistertes Verständnis für das Schöne hervorragt, wie durch po- 
litische Weisheit und der bei dem sonst so wvandelbaren Volke 
lange genug Vertrauen geniefst, um Grofses unternehmen und 
ausführen zu können; dafs zu gleicher Zeit aber auch schöp- 
ferische Künstlernaturen vorhanden sind, deren Geister, be- 
fruchtet von dem Genie des grofsdenkenden Staatsmannes, 
die Kunstgebilde weiter auszusinnen, die verschiedenen 
Ideen in harmonischen Einklang zu setzen und die Werke in 
vollendeter Weise auszuführen wissen, mit denen jener seinem 
"Volke ein Denkmal setzen will, das noch späten Geschlech- 
tern von dessen Macht und Herrlichkeit zeugen und kün- 
den soll.  
Das Schönste, was jene Zeit hervorgebracht hat, fand 
sich vereinigt auf der Akropolis und ist, trotz schwerer Be- 
drängnis durch die Stürme der Kriege, durch Zerstörung und 
Plünderung räuberischer oder barbarischer Horden, doch noch 
soweit erhalten, dafs man mit Hilfe von Gelehrten und Künstlern, 
die aus den Ruinen ein Abbild der früheren Herrlichkeit zu ge- 
stalten wufsten, sich eine Vorstellung von dem einstmaligen 
Aussehen dieses höchsten Werkes edelster Kunst zu schalten 
vermag. Einige solcher Restaurationen müssen wir im fol-
	        
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