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same Eindruck einer individuellen Natur. Ein Ge-
mälde wird um so viel mehr geschätzt, je weniger
es persönlich ist. Courbet hat dies Jahr die zu
scharfen Kanten seines Genies abgerundet; er hat
die Krallen eingezogen, und gleich entzückte sich die
Menge, weil sie ihn ähnlich mit aller Welt fand.
Sie klatscht Beifall, denn sie ist befriedigt, dass
endlich der Meister ihr zu Füssen liegt.
Ich verberge es nicht, ich empfinde eine tiefe
Wollust, wenn ich die geheimen Triebfedern irgend
einer Organisation durchdringe. Mich bekümmert
mehr das Leben denn die Kunst. Ich freue mich
riesig, die grossen menschlichen Strömungen zu
studieren, die die Menge durchfahren und sie aus
ihren Betten werfen. Nichts ist mir merkwürdiger
erschienen als dieses Factum, dass ein mächtiger
Geist just an dem Tage bewundert wird, an dem
er einiges von seiner Macht verloren hat.
Ich bewundere Courbet und werde es gleich
beweisen. Doch ich bitte euch, versetzt euch in
die Zeit zurück, als er die "Badende" und das
„Begräbnis von Ornans" malte, und sagt mir, ob
diese beiden Meisterwerke nicht von einer grösseren
Kraft sind als die beiden deliciösen Einsendungen,
die er dieses Jahr gemalt hat. Und dennoch, in
der Zeit der "Badenden" und des „Begräbnisses von
Ornans" regte Courbet zum Lachen an; er wurde
Zula, "Malerei". 5