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Man schreibt mir, dass ichzdie „Zukunftsmalerei"
lobe. Ich weiss nicht, was dieser Ausdruck be-
deuten kann. Ich glaube, dass jedes Genie unab-
hängig geboren wird und keine Schüler zurücklässt.
Die Malerei der Zukunft beunruhigt mich wenig;
sie wird sein wie die Künstler und die Gesellschaft
von morgen sie machen werden.
Die grosse Vogelscheuche, glaubt es mir, ist
nicht der Realismus, die ist das Temperament.
jeder, der nicht den Anderen gleicht, wird eben
dadurch ein Gegenstand des Misstrauens. Sobald
die Menge nicht mehr begreift, lacht sie. Einer
vollständigen Erziehung bedarf der Mensch, ehe er
ein Genie acceptieren wird. Die Geschichte der
Litteratur und Kunst ist ein Märtyrerregister, welches
die Hohngelächter verzeichnet, mit denen jede
neue Offenbarung des menschlichen Geistes auf-
genommen worden ist.
Es giebt Realisten im Salon ich sage nicht
mehr Temperamente es giebt Künstler, welche
behaupten, sie gäben die wahre Natur wieder, mit
allen ihren Grellheiten und allen ihren Heftig-
keiten.
Um wohl erkennen zu lassen, dass ich auf die
mehr oder minder genaue Beobachtung pfeife,
wenn keine mächtige Individualität da ist, die das
Gemälde leben lässt, will ich zuerst meine ganz
nackte Meinung über Monet, Ribot, Vollon, Bonvin
und Roybet sagen.