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und traurigen Saalreihen, die wir besuchen werden.
Wohl weiss ich, dass ich es der Jury nicht als
Verbrechen auslegen kann, wenn wir künstlerisch
arm sind. Doch kann ich von ihr in betreff all jener
kühnen Künstler, die von ihr entmutigt worden sind,
Aufschluss fordern.
Man nimmt die Mittelmässigen auf. Man be-
deckt die Mauern mit „ehrlichen" Bildern, die
gänzlich nichtig sind. Von oben bis unten kann
man nachsehen, man entdeckt kein Bild, das einen
Schreck hervorruft, keins, das anzieht. Man hat die
Kunst gewaschen und sorgfältig gekämmt, sie ist ein
braver Bürger in Pantoffeln, in einem weissen Hemde
geworden.
Man muss zu diesen ehrlichen Bildern, die von
unbekannten Malern gefertigt sind, die Bilder fügen,
die von jeder Untersuchung befreit sind. Sie sind
das Werk der Maler, die ich zu studieren und zu
diskutieren habe.
Das ist der Salon, der immer gleiche.
Dies Jahr hat die Jury das Bedürfnis nach noch
grösserer Reinlichkeit gehabt. Sie hat gefunden,
dass im vorigen Jahre der Besen des Ideals einige
Strohhalme auf dem Parkett vergessen hatte. Sie
wollte diesmal den Salon vollkommen rein und hat
die Realisten vor die Thüre gesetzt, als Leute, die
angeklagt sind, dass sie sich nicht die Hände
waschen. Die schönen Frauen wollen den Salon "in
grosser Toilette besuchen; alles soll sauber und rein