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genommen, ohne sich sehr aufzuregen. Aber die
Künstler haben eine zartere Haut; berührte ich sie
nur mit dem kleinen Finger, so schrieen sie vor
Schmerzen. Es kam zu einer Empörung; gewisse
gutmütige Leute bemitleiden mich und nehmen an,
dass ich bei dem Hasse, den ich mir zugezogen, an
einer Strassenecke erdolcht werden würde.
Und doch habe ich nur meine Meinung gesagt.
Und bin nach meiner Überzeugung weniger auf-
rührerisch gewesen als der Kunstkritiker, der letzt-
hin seinen dreimalhunderttausend Lesern mitteilte,
dass Baudry der erste Maler der Gegenwart sei.
Eine so monstruöse Behauptung ist von mir nie-
mals ausgegangen. Als ich diese Behauptung ge-
lesen habe, habe ich geglaubt, dieser Kritiker würde
getötet werden, damit er für seinen Übereifer ge-
züchtigt werde. Wie ich höre, geht es ihm sehr
gut. Es muss Gefälligkeiten geben, die man er-
weisen kann, und Wahrheiten, die man nicht sagen darf.
Der Kampf ist nun zu Ende und in den Augen
des Publikums gelte ich für besiegt. Man applau-
diert und lacht mich aus. Ich habe dem Publikum
sein Spielzeug nicht entziehen wollen und veröffent-
liche meinen „Salon". In zwei Wochen wird der
Lärm vorbei sein, die Aufgeregtesten werden von
meinen Artikeln nur noch eine ungefähre Vor-
stellung haben, dann werde ich in den Gemütern
an Lächerlichkeit und an Unaufrichtigkeit nur noch
zunehmen, die Belegstücke werden nicht mehr vor-