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der meisterhafteste der Kritiker: immerhin ein
Kritiker. Sein Wesen wurde durch Manet nicht
oder wenig berührt; Manet war heller als Zola,
heiterer, städtischer, grossstädtisch. Manet drückte
eine Eleganz aus, insofern er mit eckigen nicht
verbrauchten Linien, mit einem sehr jungen Charme,
mit Leidenschaften wirkte, die die alten Kunstfreunde
fesseln. Auch war Manet eine Sammlernatur. Die
Köstlichkeiten nicht Gemeingut gewordener Kunst-
arten, primitive Meister und Japaner zogen ihn an.
Dies alles konnte Zola an Manet schildern; ausser-
ordentlich klar schilderte er Manets Wesen und
Malerei, als ein Künstler-Kritiker, der von aussen
an Manet herantrat. Der schöpferische Künstler
in ihm geriet nicht in Wallung. Doch Courbet
malte wie Zola empfand. Courbet malte, wie Zola
sich ausdrückte, „la nature saine et forte, une
nature bien vraie"; mithin malte er wie Zola sah.
Er malte nach Zolas Meinung wahrer als Manet, er
war nach Zolas Ansicht „der einzige Maler der
Epoche" so sehr fand Zola seinen Atem in
dem von Courbet wieder; und so schrieb er über
ihn Seiten, welche über die Manetkritik hinaus-
reichen wie das Schaffen des Dichters über die
selbst leuchtende Klarheit eines gelehrten Mannes
hinausgeht.
Hätte in Zolas Jünglingsjahren Courbet sich
noch in Bedrängnis und Anfeindung befunden, so
dass anstatt über Manet Zola über ihn sein oppo-