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sie auch dort gut aufgehoben sind, dass es über-
haupt gleichgültig ist, wo sie sind, da wir sie überall
zu lieben vermögen. Für die meisten uns beschäf-
tigenden Kunstwerke sowie für alle Hervor-
bringungen der Lebenden, die uns interessieren,
ist Zolas Erklärung zutreffend.
Manchmal vergisst Zola freilich seine Deli-
nition. Bei der Besprechung eines Gedichtbandes
von Victor Hugo äussert er: „Wir singen von
Feld und Wald, wie sie sind Victor Hugo be-
steigt den Pegasus, um sie zu besingen". Wenn
Victor Hugo seine „chansons des rues et des bois"
singt, sieht er die Natur indessen durch einen
Schleier und wenn Emile Zola "Germinal" schreibt,
sieht er die Natur durch einen Schleier. Alle
Künstler
sehen
die
Natur
durch
einen
Schleier.
Immer
ist
ein
Schleier
zwischen
ihnen
und
der
Natur. Sie erkennen die Objekte nur durch ihren
Schleier gesehen; würden sie sie ohne Schleier
sehen, so würden sie keine Künstler sein, der
Schleier ist die Bedingung ihrer Kunst, der Schleier
ist ihre Kunst. Die grössere oder geringere Durch-
lässigkeit ihres Mediums und das Gewebe des
Schleiers, der ihr Auge verhüllt, ist etwas, wodurch
es den Aesthetikern ermöglicht wird, Nomenklaturen
zu geben. Sie bestimmen danach, ob die Künstler
Idealisten, Realisten, Romantiker oder wie weit sie
all das sind.