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an die im künstlichen Licht des Ateliers ge-
malten Akte hält, sondern die ungeheure, stets
wechselnde Natur ins Auge fasst, so wird das Licht
notwendig die neue Seele des Werks. Nur ist nichts
schwieriger zu ergreifen und wiederzugeben als
diese Dekomposition und diese Reflexe, als dieses
Spiel der Sonne, in welchem sich, ohne entstellt
zu werden, Menschen und Dinge baden. Man
kommt, sobald sich der nachdenkende Verstand
damit befasst, schnell zu Karikaturen. Und das sind
wirklich aus der Fassung bringende Werke, diese
vielfarbigen Frauengestalten, diese violetten Land-
schaften und orangefarbenen Pferde, die man uns
vorsetzt. Man hat für sie die wissenschaftliche
Erklärung bereit, dass sie infolge von gewissen
Reflexen oder von gewissen Dekompositionen des
Sonnenspektrums so geworden sind. O, die Damen,
die eine blaue Backe unter dem Mondlicht und
die andere Backe in Zinnober infolge des-roten
Lampenschirms haben! O, die Horizonte, auf denen
die Bäume malvenfarben sind, während das Wasser
rot und die Luft grün ist. Das ist grässlich, gräss-
lich, grässlich!
Monet und Pissarro haben, glaube ich, zuerst
in köstlicher Weise diese Reflexe und diese Licht-
dekomposition studiert. Aber wieviel Feinheit und
Kunst wendeten sie dabei an! Nun ist die über-
triebene Vorliebe gekommen und ich zittere vor
Schrecken! Wo bin ich? In einem der ehemaligen
11'