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errungen war? lm Salon giebt es nichts anderes mehr
als Flecke, ein Portrait ist nur noch ein Fleck, Ge-
sichter sind nur noch Flecke, alles, Bäume, Häuser,
Kontinente und Meere sind nur noch Flecke. Und
hier tritt auch das Schwarz wieder auf, der Fleck
ist schwarz, wenn er nicht weiss ist. Man geht
ohne Übergang von der Einsendung eines Malers
fünf oder sechs Leinwänden, die nichts als Neben-
einandersetzungen von weissen Flecken sind zu
der Einsendung eines anderen Malers, der fünf oder
sechs Bilder gemalt hat, die nichts als Neben-
einandersetzungen schwarzer Flecke sind. Schwarz
auf Schwarz, Weiss auf Weiss, und das soll
Originalität sein? Nichts ist bequemer; und meine
Bestürzung wächst.
Aber wo _meine Überraschung zum Zorne an-
schwillt, das ist, wenn, ich den Wahnsinn sehe,
zu dem im Verlauf von dreissig Jahren die
Theorie vom Reflexe geführt hat. Auch das war
ein Sieg, den wir als Vorläufer erfochten hatten.
Sehr richtig behaupteten wir, dass die Beleuchtung
der Gegenstände und Gesichter nicht einfach ist,
dass unter Bäumen beispielsweise das nackte Fleisch
grün wird, dass solchermaassen ein fortgesetztes Aus-
wechseln von Reflexen stattlindet, von welchem man
sich Rechenschaft zu geben hat, wenn man einem
Werke das wirkliche Leben des Lichts übermitteln
will. Ohne Aufhören geht dieses auseinander, zer-
bricht sich und zerflattert. Wenn man sich nicht