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Aber, grosser Gott, welche Betäubung würde
eintreten, wenn man mit einem Zauberstabe den
Salon von vor dreissig Jahren wieder heraufbe-
schwören und ihn in Vergleich mit den beiden
diesjährigen Salons bringen könnte! Wie lebhaft
würde man dann wahrnehmen, dass die Salons keines-
wegs immer die gleichen sind, dass sie sich folgen,
ohne sich ähnlich zu sehen, dass nichts vielmehr
sich in höherem Grade gewandelt hat als die Malerei
an diesem Jahrhundertsende, sowohl in dem be-
rechtigten Fieber der originalen Bemühungen, als
auch unter dem Drucke der Mode, wie man wohl
gestehen muss.
Plötzlich ist der Salon von vor dreissig Jahren
mir in den letzten Tagen erschienen, während ich
die beiden gegenwärtigen Salons besichtigte. Und
welcher Stoss ins Herz! Ich war sechsundzwanzig
Jahre alt, Villemessant hatte mir mit seiner Gast-
freundschaft, die so gross war, wenn er sich für
eine Idee oder einen Menschen begeisterte, den
„Figaro" geöffnet, der sich damals „l'Evenement"
nannte, und mir alle Freiheit gegönnt, mich aus-
zusprechen. Ich war damals trunken von Jugend,
trunken von Wahrheit und Intensität in der Kunst,
trunken von dem Bedürfnis, meine Glaubenssätze
mit Keulenschlägen zu verkünden. Und ich schrieb
jenen Salon von 1866, "meinen Salon", wie ich
ihn in einem herausfordernden Stolz nannte, jenen
Salon, in dem ich die Meisterschaft Edouard Manets