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Energie des anderen, und dieser schmachvolle Klein-
handel, diese Schmeicheleien und dies Bewundern
der Schundware, alles das geschieht im Namen der
angeblichen Gesetze der Kunst. Für ein gutes
Frauchen in PfeEerkuchen bringt man Griechenland
und Rom ins Spiel, und spricht vom Schönen, als
ob es ein Herr wäre, dessen hochachtungsvoller
Freund man ist.
Dann kommen die Kunstkritiker, die auch noch
Unruhe in diesen Tumult bringen. Die Kunst-
kritiker sind Musikanten, die alle zu gleicher Zeit
ihre Weisen erklingen lassen und von denen jeder
nur das Instrument hört, das er selber in dem
schrecklichen Lärm spielt. Der eine will die Farbe,
der andere die Zeichnung, ein dritter die Moral.
Ich könnte den namhaft machen, der seinen Stil
pflegt und aus jedem Bilde die schönste Beschrei-
bung zu ziehen sucht; danach den, der aus Ver-
anlassung einer auf dem Rücken liegenden Frau
sich bemiissigt fühlt, eine demokratische Rede zu
halten. Und dann noch den, der in Singspielverse
die scherzhaften Urteile, die er fällt, umzuwandeln
pflegt. Die bestürzte Menge weiss nicht, wen sie
hören soll: Peter sagt Weiss, Paul Schwarz; schenkt
man dem ersten Glauben, so würde man in einem
Gemälde die Landschaft vernichten, wenn man dem
zweiten glaubte, nähme man aus diesem Bilde die
Figuren, so dass nichts als der Rahmen übrig bliebe,
was übrigens eine vortreffliche Massregel wäre.