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Geschicklichkeit sind. Man wird endlich vor allem
im Kunstwerk einen menschlichen Accent suchen,
einen lebenden Winkel der Schöpfung, eine neue
Offenbarung der Menschheit gegenüber den Wirk-
lichkeiten der Natur.
Aber niemand führt die Menge und was soll
sie denn in dem grossen Lärm der Meinungen
machen? Die Kunst ist sozusagen zertrümmert; im
grossen Reich sind, indem es sich zerstückelte, eine
Menge von kleinen Republiken entstanden. Jeder
Künstler hat die Menge an sich gezogen, ihr ge-
schmeichelt, ihr die Spielzeuge gegeben, die sie
liebte, und sie vergoldet und mit rosa Bändern ge-
schmückt. Die Kunst ist solchermassen bei uns
ein Süssigkeitenladen geworden, in welchem es
Bonbons für alle Geschmäcker giebt. Die Maler
sind nur noch armselige Dekorateure gewesen, die
an der Ausschmückung unserer grässlichen modernen
Wohnungen arbeiten; die besten unter ihnen sind
Althändler geworden, haben irgend einem alten
Meister etwas von seiner Manier gestohlen; und
nur die Landschafter, die Zergliederer der Natur,
sind wirkliche Schöpfer geblieben. Das Volk der
enggesinnten und bürgerlichen Dekorateure macht
einen Höllenlärm; jeder unter ihnen hat seine
geringwertige Theorie, jeder sucht zu gefallen und
zu siegen. Die angebetete Menge geht von einem
zum anderen, amüsiert sich heute an den Niedlich-
keiten dieses Künstlers, morgen an der falschen