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Menge ist, wie ich schon gesagt habe, ein grosses
Kind, das keine Überzeugung hat, und nimmt
immer die Leute auf, die sich durchzusetzen wissen.
Die ewige Geschichte der Talente, die zuerst ver-
höhnt, dann bis zum Fanatismus bewundert werden,
wird sich auch für Edouard Manet ereignen. Er
wird das Geschick aller Meister haben das von
Delacroix und Courbet zum Beispiel. Er ist jetzt
an dem Punkte, wo der Sturm des Gelächters sich
beschwichtigt, wo das Publikum Seitenschmerzen
bekommen hat und nichts lieber möchte als wieder
ernst werden. Morgen, wenn nicht schon heute,
wird er verstanden sein und ich spreche von der
Haltung der Menge jeder sich offenbarenden Indi-
vidualität gegenüber jetzt nur noch, weil in dem
Studium dieses Punktes gerade das allgemeine Inter-
esse meines Aufsatzes liegt.
Niemals wird man das Publikum in seinen
Schreckempfindungen korrigieren. In acht Tagen
ist Edouard Manet vielleicht von den Spassvögeln
vergessen, diese werden ein neues Spielzeug finden.
Olfenbart sich ein neues energisches Temperament,
so wird man wiederum das Hohngelächter und das
Zischen hören. Die neueste Erscheinung ist stets
das Ungeheuer, das räudige Schaf in der Herde.
Die Kunstgeschichte der letzten Zeit beweist die
Wahrheit dieses Faktums und die einfachste Logik
genügt, um verstehen zu lassen, dass es eintreten
muss, und mit Notwendigkeit eintreten wird, so