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die Wahl des Sujets gelegt habe, während er ein-
fach gesucht hatte, lebhafte Farbengegensätze und
kühne Massen zu finden. Die Maler und nament-
lich Edouard Manet, der ein Zergliederer ist, haben
nicht die Vorbedachtheit beim Sujet, die das Publikum
quält: für die Maler ist das Sujet nur ein Vorwand
zum Malen, während tfür die Menge allein der
Gegenstand existiert. So ist bestimmt die nackte
Frau auf dem „Frühstück im Grase" nur da, um
dem Künstler Gelegenheit zu geben, etwas Fleisch
zu malen. Was man in dem Bilde sehen muss,
ist nicht ein Frühstück im Grase, sondern die
ganze Landschaft mit ihren kräftigen Teilen und
feinen Tönen, mit ihren ersten Plänen, die breit
und solide sind und ihrem Hintergrund von so
leichter Zartheit. Was man in dem Bilde sehen
muss, ist dieses feste Fleisch, das in grossen Licht-
streifen modelliert ist, ferner die Stoffe, die elastisch
und fest sind, endlich die köstliche Silhouette
der Frau im Hemde, die im I-lintergrunde einen
wundersamen weissen Fleck inmitten des grünen
Laubs bildet. Was man in dem Bilde sehen muss,
ist schliesslich das grosse Ensemble voll Luft, dieser
Winkel der Natur, der mit einer so richtigen Ein-
fachheit von Manet wiedergegeben ist.
Im Jahre 1864 stellte Edouard Manet „Christi
Leichnam mit den Engeln" und einen "Stierkampf"
aus. Von diesem zweiten Bilde hat er nur die
Espada
des
ersten
Plans
den
„toten
Mann"