126
Kollegen beanspruchen können; die Kunst selber
neigt so zu einer Gewissheit hin; der Künstler ist
ein Dolmetsch dessen, was ist, und seine Werke
haben das grosse Verdienst in meinen Augen, eine
genaue Beschreibung zu sein, die in einer originalen
und menschlichen Sprache gegeben ist.
Man hat Manet vorgeworfen, dass er die spa-
nischen Meister nachahme. Ich gebe zu, dass einige
Ähnlichkeit zwischen seinen ersten Arbeiten und
den Arbeiten dieser Meister ist. Man ist immer
jemandesSohn. Aber von seinem „Mitagessen im
Grase" an scheint mir Manet klar die Persönlichkeit
zu zeigen, die ich kurz zu erklären und auszulegen
gesucht habe. Die Wahrheit ist vielleicht, dass das
Publikum, indem es sah, dass er Scenen und
Kostüme aus Spanien malte, auch annahm, dass
Manet seine Modelle von jenseits der Pyrenäen
nähme. Von da bis zur Anklage des Plagiats ist
es nicht weit gewesen. Daher ist es gut, bekannt
zu geben, dass Edouard Manet die „espada" und
den „majo" gemalt hat, weil er in seinem Atelier
spanische Kostüme hatte und sie schön in der Farbe
fand. Er bereiste Spanien erst im Jahre 1865, und
seine Bilder tragen einen zu persönlichen Accent,
als dass man in Manet nur einen Bastard von
Velazquez und Goya erblicken könnte.