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nicht singen und philosophieren; er kann malen.
Er hat die Gabe, und das da ist sein Eigentum,
sein Temperament, in ihrer Feinheit die hauptsäch-
lichen Töne zu ergreifen und solcherweise "in
grossen Plänen die Dinge und die Wesen zu mo-
dellieren.
Er ist ein Kind unserer Zeit. Ich sehe in ihm
einen zergliedernden Maler. Alle Probleme sind
von neuem in Frage gestellt worden, die Wissen-
schaft hat solide Unterlagen haben wollen und hat
sich dadurch zur genaueren Untersuchung der
Fakten vereinfacht. Diese Bewegung hat sich nicht
nur in der reinen Wissenschaft eingestellt, alle
Kenntnisse, alle menschlichen Bethätigungen neigen
dahin, in der Wirklichkeit feste und dauernde Grund-
lagen zu suchen. Unsere modernen Landschafts-
maler sind darum besser als unsere Geschichts-
und Genremaler, weil sie unsere Landschaften
studierten, indem sie sich begnügten, die erste beste
Waldecke zu übersetzen. Edouard Manet wendet
diese Methode auf jedes seiner Werke an; während
Andere sich den Kopf zerbrechen, um einen neuen
„Tod des Cäsar" oder „Sokrates, den Giftbecher
trinkend" zu erfinden, setzt er ruhig in eine Ecke
seines Ateliers einige Gegenstände oder wenige Per-
sonen und macht sich ans Malen, indem er das
Ganze mit Sorgfalt zergliedert. Ich wiederhole es,
er ist ein einfacher Zergliederer; seine Arbeit hat
erheblich mehr Interesse, als die Plagiate seiner