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Wenn man mich prüfte, wenn man an mich
die Frage stellte, welche neue Sprache Edouard
Manet spräche, so würde ich hinsichtlich des Ganzen
antworten: er spricht eine Sprache, die aus Einfach-
heit und Richtigkeit gemacht ist. Die Note, die er
bringt, ist das Blond, das das Bild mit Licht erfüllt.
Die Übersetzung, welche er uns giebt, ist eine
richtige und vereinfachte Übersetzung, die in En-
sembles vorgeht und nur die Massen angiebt.
Nicht oft genug kann ich wiederholen, dass
wir tausend Dinge vergessen müssen, um dieses
Talent zu verstehen und zu geniessen. Es handelt
sich hier nicht mehr um eine Untersuchung der
absoluten Schönheit; der Künstler malt weder die
Geschichte noch die Seele; was man Komposition
nennt, existiert für ihn nicht, und die Aufgabe, die
er sich stellt, ist nicht, diesen Gedanken darzustellen
oder jenen historischen Vorgang. Darum muss man
ihn auch nicht vom Standpunkt des Moralisten oder
des Litterators beurteilen, sondern als Maler. Er
behandelt die Figurenbilder, wie es in den Kunst-
schulen erlaubt ist, die Stillleben zu behandeln; er
stellt, will ich damit sagen, die Figuren ein bisschen
dem Zufall nach vor sich hin, und hat nur danach
Verlangen, sie auf die Leinwand zu bringen, wie
er sie sieht, mit den lebhaften Gegensätzen, welche
sie bilden, indem sich eine von ihnen von der anderen
absetzt. Fordert von Manet nichts anderes als eine
Übersetzung von wörtlicher Richtigkeit. Er kann