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ausgeht. Das ist, was man, glaube ich, das Gesetz
der Valeurs nennt. Ich kenne in der modernen Schule
niemanden ausser Corot, Courbet und Edouard
Manet, die ständig diesem Gesetze gehorcht haben,
wenn sie Figuren malten. Die Werke gewinnen
dabei eine seltsame Reinlichkeit, eine grosse Wahr-
heit und einen grossen Reiz.
Edouard Manet geht gewöhnlich von einer Note
aus, die heller als die in der Wirklichkeit existierende
Note ist. Seine Malereien sind blond und leuchtend,
von einer soliden Bleichheit. Das Licht fällt weiss
und breit auf die Gegenstände und beleuchtet sie
auf eine sanfte Art. Es giebt da nicht den geringsten
erzwungenen Effekt. Die Personen und die Land-
schaften baden sich in einer heiteren Klarheit,
welche das Bild völlig erfüllt.
Was mich danach frappiert, ist die notwendige
Folge der genauen Beobachtung des Gesetzes von
den Werten. Der Künstler lässt sich irgend einem
Gegenstand gegenüber durch seine Augen leiten,
die diesen Gegenstand in breiten Tinten bemerken,
welche gegenseitig Einfluss auf einander nehmen.
Ein Kopf gegen eine Mauer ist nur noch ein mehr
oder minder weisser Fleck auf einem mehr oder
minder grauen Hintergrund; und das Kleid, an das
Gesicht herangesetzt, zum Beispiel ein mehr oder
minder blauer Fleck neben dem mehr oder minder
weissen Flecke. Daher eine grosse Einfachheit,
fast gar keine Details, eine Gesamtheit von richtigen