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sation und einem Lande. Und wenn ich inmitten
des ungeheuren Saals, in dem die Bilder aller Maler
aller Zeiten aufgehängt sind, einen Blick auf das
weite Ensemble werfe, so hab ich dasselbe Gedicht
in tausend verschiedenen Sprachen und ermüde
nicht, espin jedem Bilde wiederzulesen, entzückt
von den Feinheiten wie von den Kraftausbrüchen
eines jeden Dialekts.
Ich kann hier nicht im Ganzen das Buch
geben, das ich mir vornahm, über meine künst-
lerischen Glaubenssätze zu schreiben, und begnüge
mich, in breiten Zügen anzugeben, was da ist und
was ich glaube. Ich werfe kein Idol um, bestreite
keinen Künstler. Ich nehme alle Kunstwerke unter
demselben Anspruch an, unter dem Anspruch, dass
sie Manifestationen des menschlichen Genius sind.
Und sie interessieren mich fast gleichmässig, sie
alle haben die wirkliche Schönheit: das Leben, das
Leben in seinen tausend Ausdrücken, die immer
wechselnd, immer neu sind. Der lächerliche ge-
meinsame Massstab existiert nicht mehr; der
Kritiker studiert ein Werk in sich und erklärt es
für gross, wenn er in ihm eine starke und originale
Übersetzung der Wirklichkeit Endet. Er sagt dann,
dass die Geschichte der menschlichen Schöpfung
eine Seite mehr zählt, dass ein Künstler geboren
ist, der der Natur eine neue Seele und neue
Horizonte giebt. Und unsere Schöpfung breitet
sich von der Vergangenheit zur Unendlichkeit der