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Kunstgeschichte nur da sei um zu beweisen, dass
allein die Temperamente die Zeitalter beherrschen
und dass die Bilder, die lebendig bleiben, gelebt
und gefühlt wurden.
Ich habe das entsetzliche Maiestätsverbrechen
begangen, in einer respektlosen Art die kleinen
Berühmtheiten des Tages anzupacken und ihnen ihren
baldigen Tod, ein weites ewiges Nichts vorhergesagt
zu haben.
Ich bin ketzerisch gewesen, indem ich alle
mageren Glaubensbekenntnisse der Cliquen zer-
störte und die grosse Kunstreligion aufrichtete,
welche jedem Maler sagt: öffne Deine Augen,
sieh die Natur; öffne Dein Herz, sieh hier das
Leben.
Ich habe eine krasse Unwissenheit bekundet,
da es mir fern lag, die Meinungen der vereidigten
Kritiker zu teilen und da ich es unterliess, hier
von der „Verkürzung des Nackens", dort von der
„Modellierung des Bauches" zu reden von Zeich-
nung und Farbe, von Schulen und Regeln.
Ich habe mich als unanständiger Mensch be-
nommen, weil ich geradeaus zum Ziele schritt, ohne
an die kleinen Menschen zu denken, die ich unter-
wegs zermalmen würde. Ich wollte die Wahrheit
und beging das schreiende Unrecht, die Leute zu
verletzen, um zu ihr zu gelangen.
Mit einem Wort, ich habe Beweise von Grausam-
keit und Dummheit und Unwissenheit gegeben, ich