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Wohnpavillons des Dynasten bildeten. Hydraulische Kün-
ste, Teiche und Canä-le, Bäder und Springbrunnen beleb-
ten diese Anlagen.
Wir sehen aus dem Ganzen, wie südlicher Hofbau
mit mancherlei Anklängen nordischen Burgbaues und Er-
innerungen an eine waldige Gebirgsheimath der Cultur-
träger sich vermischten.
Aus solchen Elementen nun_ (denn die kleineren Dy-
nasten befolgten in der Einrichtung ihrer Burgen das
Vorbild des Fürstenpalastes) wurden durch fürstlichen
Beschluss plötzlich Städte geschaffen. Die Stadt, in ihrer
Gesammtheit, war eine Wiederholung desselben Grund-
gedankens. Die königliche Burg ist für die Stadt, was
für den einzelnen Palast die erhöhte Terrasse ist, und
der Tempel des Ninus beherrscht das Ganze. Von öffent-
liehen Gebäuden, Gerichtshöfen, lüärkten u. s. W. keine
Rede. Alles Staatsleben vereinigt sich in der königlichen
Burg, zu der die dreifachen Mauern der Stadt nur eben
so viele Peribolus gaben. Der Fremdenverkehr bewegt
sich innerhalb des ersten und zweiten Peribolus. Dort
lagern die Karavanen in Zelten unter ihren Heerden. In
weiten Bazars und Karavanenserails breitet der Handel
seine
Waaren
und
"seine
Sittenverderbniss
aus;
regel-
mäfsige, reehtwinklicht sich kreuzende Strafsen, zum
Theil von enormer Breite (so dass hundert Reiter in Fronte
passiren können und noch Platz für die Zuschauer ist),
ziehen sich zwischen den Palästen fort. S0 ist erklärlich,
dass
Herodot
über
diese
unerhörte
Pracht
und
Gröfse
in
Ausdrücke
des Erstaunens
ausbrechen
musste.
Mochten immerhin einheimische Motive, klimatische
Erfordernisse, Beschaffenheit der Baustofß und Anklänge
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