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reiht, ohne alles verbindende Gebälk, statt dessen
leichtes, wahrscheinlich sehr reiches Velum hoch in
ein
den
Lüften flatterte.
So wie die Formen der ägyptischen Kunst hierogly-
phisch zu Buchstaben gebannt waren, so durfte die Far-
benmusik ihrer Polychromie nichts Weiter sein wie Far-
bensprache, und musste statt des melodischen orientali-
schen Farbenspieles eine gemessene und deutliche Far-
benprosodie annehmen.
Das dritte uns erst in neuester Zeit einigermafsen ver-
ständlich gewordene Beispiel eigenthümlicher Gestaltung
räumlicher Verhältnisse ist nicht minder interessant als jenes.
Mesopotamien, der Sitz der Culturzustände, von
denen hier in aller Kürze Einiges zu sagen erlaubt sein
mag, ist ein Aegypten sehr ähnliches Land, und die ersten
Anfänge der Baukunst mochten dort wohl ziemlich den-
jenigen Gang genommen haben, auf dem sie hier Zeit
hatten sich aus sich zu entfalten.
Aber während in Aegypten das ungestört Entstan-
dene unter dem Systeme einheimischer Aristokratie in
hierarchischer Form versteinerte, war jenes Land von äl-
tester Zeit der Kampfpreis fremder Eroberer, die sich in
den Besitz des Landes setzten und es unter ihre Kampf-
genossen als Lehen vertheilten.
Eroberer nahmen die Sitten und den Luxus der
Besiegten an, ohne sich gänzlich ihrer Stammeseigenthüm-
lichkeiten zu entäufsern, und kaum war ein neuer Orga-
nismus aus dieser Vermischung entstanden, so erfolgten
neue Einfälle, deren Aufeinanderfolge fast die Regelmä-
fsigkeit gewöhnlicher Naturerscheinungen zeigte.
Auch mochten Handel und lebhafter Verkehr mit an-