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Die Einrichtungen, welche die Vertheidigung der
Niederlassungen erheischte, mussten zwar ihren Bau mo-
diüciren, konnten aber, so lange sie Erfolg behielten, ihn
nicht verhindern, sich aus sich heraus und selbständig zu
gestalten. Anders verhielt es sich, als sie die Beute von
Eroberern wurden.
In dem befestigten Heerlager wuchs nun ein drittes
Princip; Die Eroberungsheere bestanden aus den Söhnen
der Hütten bewohnenden Stämme, und während sie sich
um ihren Führer, nach Gesetzen der Subordination und
Befestigungskunst in Feldlagern schaagrten, vereinigten sie
ihre Hütten zu baulichen Formen, bei denen Regelmäfsig-
keit, Uebersichtlichkeit, bequeme Gliederung und Festig-
keit maafsgebend waren.
Wenn so in der äufseren Gestaltung verwandt und
ähnlich, waren doch beide Anlagen in ihren Grundsätzen
sehr verschieden.
Derselbe Unterschied, welcher zwischen einer auf
reichen Grundbesitz oder priesterlicher Hierarchie gestütz-
ten eingebornen und unbestrittenen Monarchie, und einem
auf Eroberung begründeten militärischen Satrapendespo-
tismus besteht, bekundet sich auch in ihren Werken. Die-
ser Unterschied zeigt sich besonders deutlich (wie im-
mer) in dem Gesetze ihres Wachsens.
Die Gröfse des eingeborenen Herrn nimmt langsam
zu, und mit dem wachsenden Bedürfniss Wächst sein
Haus, theils durch angefügte Raumabschlüsse, theils und
vornehmlich durch organische Entwickelung von Innen.
Die Gröfse des Satrapen und Lehnsmannes dagegen
ist ein Geschenk der Gnade und entsteht plötzlich. Sein
Haus ist von vornherein für seinen hohen Stand fertig