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verwandten Völker (Wenn auch sonst noch so vage und
den verschiedensten Deutungen unterworfen) für den
angeregten Gegenstand die unzweideutigsten und interes-
santesten Belege. WVer kennt nicht die berühmte Stifts-
hütte Mosis, mit den mit Goldblech beschlagenen einge-
rammten Pfosten, den reichen farbenschimmernden Tep-
pichwänden und dem vierfachen Dache aus Stoffen, Leder
und Thierhäuten? Dieses zeltartige Heiligthum wurde
durch Salomo in Stein und Cedernholz auf colossalen
Unterbauten auf der Höhe des Berges Moriah nachge-
bildet und es wird ausdrücklich davon gerühmt, dass
nichts daran unbekleidet geblieben sei. Innerlich waren
die heiligen Räume durchaus mit Goldblech beschlagen.
Es ist in diesen Berichten die vollständigste Geschichte
der Wandbereitung enthalten und es hätte die einfache
Hinweisung auf sie hingereicht, wäre es nicht zugleich
nothwendigi gewesen, die allgemeine Verbreitung der
Gewohnheit, die Mauern zu bekleiden, unter allen Völ-
kern
der
Vorzeit
nachzuweisen.
Bei so allgemeiner Verbreitung des Täfelns, Beklei-
dens und buntfarbigen teppichartigen Aussehmückens der
Wände müsste es Wunder nehmen, wenn die Griechen,
deren
iKunst
auf
den
Traditionen
anderer
Völkär
fufste,
nicht auch hierin wenigstens einen grofsen Theil des
Herkömmlichen beibehalten hätten, um so mehr, da. letz-
teres die Ausbildung derjenigen Künste so sehr begünsti-
gen musste, in denen, wie wir wissen, die Griechen das
Gröfste erreichten, die Reliefsculptur und die Malerei;
und da. wie den Terrassenbau und die davon abhängige
Quaderconstruction, der Stolz ihrer pelasgischen Vor-
fahren, zu Gunsten der genannten Künste insofern ver-
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