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Es blieb der Teppich die Wand, die sichtbare Raum-
begrenzung. Die dahinter belindlichen, oft sehr starken
Mauern wurden wegen anderer, das Räumliche nicht be-
treffender Zwecke nothwendig, als zur Sicherheit zum
Tragen, zur gröfseren Dauer und dergleichen.
Üeberall, wo diese Seitenzweeke nicht in der Ab-
sicht waren, blieben die Teppiche die alleinigen ur-
sprünglichen Scheidungen; und selbst, WO die Auffüh-
rung fester Mauern erforderlich wurde, bildeten sie nur
das innere nicht sichtbare Gerüste, versteckt hinter den
wahren und legitimen Repräsentanten der WVand, den bunt-
gewirkten Teppichen.
Diese Bedeutung behielt die Wand selbst dann, als
man sie aus Rücksichten gröfserer eigener Dauer, oder
zu besserer Erhaltung der dahinter befindlichen Mauer,
oder aus Sparsamkeit, oder umgekehrt zu Entfaltung
gröfserer Pracht, oder aus was immer für Gründen, durch
andere als die ursprünglichen Stoffe ersetzte.
Solcher Ersatzmittel brachte der Ertindungsgeist der
Menschen verschiedene hervor, wobei alle Zweige der
Technik suceessive in Anspruch genommen wurden.
Zu dem verbreitetsten und vielleicht ältesten Ersatze
bot die Maurerkunst ein Mittel, den Stuckbewurf oder, in
anderen Ländern, den Bewurf mit Erdpech. Die Holzar-
beiter bildeten Täfellängen (nivauag), mit denen die Wände
besonders an den unteren Theilen ausgestattet wurden.
Die Feuerarbeiter lieferten glasirte Terrakottena) und
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Absicht, den Ziegeln eine
bunte Glasur zu geben, erst zu der Erfindung der gebrannten Ziegel
führte. Die glasirten Ziegel von Ninive, die ich in Paris genau zu be-