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Der Zaun, die in- einander geflochtenen Zweige
von Bäumen, als ursprünglichster Pferch oder Raumab-
Schluss und rohestes Fleehtwerk ist jedem wildesten
Stamm geläufig. Nur die Töpferkunst kann vielleicht
sich mit einigem Rechte der Anciennetät der Teppich-
wirkerei zur Seite stellen.
Vom Flechten der Zweige verfiel man leicht auf das
Flechten des Bestes zu Matten und Decken. Von da
auf das
Gewebe
mit
PH anzenfäden
Die
ältesten
Ornamente
sind
solche,
die
sich
entweder durch Verflech-
tungen und Verknotungen bilden, oder auf der Dreh-
scheibe und mit dem Finger auf weichem Thone leicht
ausführen lassen. Die Anwendung des Pfahlflechtwerkes
zu Absonderungen des Eigenthumes von dem Nichtbe_
sitze, der Matten und Teppiche zu Fufsdecken, zur Ab-
wehr der Sonnenstrahlen und der Kälte, zu innerer räum-
lieber Scheidung der Wohnungen ging in den meisten
Fällen, und besonders unter klimatisch günstigen Ver-
hältnissen, der gemauerten Wand lange voraus. Letztere
war ein Hineingreifen der sich an Terrassenmauern zu-
erst entwickelnden ganz anderen Stylbedingungen unter-
worfenen Maurerkunst in das Gebiet der Wandbereiter.
Wie das Flechtwerk das Ursprüngliche war, so be-
hielt es auch später, als die leichten Mattenwände in feste
Erdziegel Backstein- oder Steinquadermauern sich um-
gestalteten, der Wirklichkeit oder blofs der Idee nach,
die ganze Wichtigkeit ihrer früheren Bedeutung, das
eigentliche Wesen der Wand Ü.
Der deutsche Ausdruck Wand, paries, giebt seinen Ursprung zu
erkennen. Die Ausdrücke Wand und Gewand sind Einer Wurzel eutsprossen.
Sie bezeichnen den gewebten oder gewirkten Stoff, der die Wand bildete.