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haltung und Dauer beitrug; so dass, wenn nicht Barbarei
sie verstümmelt hätte, sie noch heutiges Tages in ihrer
ursprünglichen Schöne dastehen würden. Man lese nach,
was Sir Humphry Davy, der Chemiker, in seinem fünf-
ten Dialog der tröstenden Betrachtungen auf Reisen hier-
über sagt.
Ich schliefse diese Polemik, deren Aufgabe nicht ist,
die Kunstanschauungen des Herrn Kugler nach dem von
ihm hingestellten Systeme der Polychromie der Alten vom
ästhetischen Standpunkte aus zu prüfen noch seine
Tempelgenealogie anzugreifen, mit der Erwähnung einer
Stelle aus seiner Schrift, wo er, nachdem zugestanden
worden, dass das Innere, und sogar die Vorder- und Hin-
terhallen der Tempel farbig wären, es weiter lautet:
„D0ch ist es wiederum die Frage, ob man an den Lang-
seiten der peripteren Tempel eben eine solche Wirkung
beabsichtigt habe. Im Gegentheil scheint es fast wahr-
scheinlicher, dass man dieselbe auf die schmaleren Haupt-
seiten, um diese auch hierdurch bedeutender erscheinen
zu lassen, beschränkte, indem hier die Tiefe der Vor-
der- und Hinterhalle schon von selbst jenen be-
deutenderen Grund bilden musste M). Diese An-
sieht scheint durch eine Aeufserung Vitruv's bestätigt zü
werden, welcher die Säulenstellung als in der Absicht er-
Doch frage ich Herrn Kugler, die Hand auf's Herz, ob ihm das
seinem Systeme entsprechende Modell des aeginetischen Tempels in der
Glyptothek zu München gefällt? Von allen modernen griechisch-dori-
sehen Tempeln gefällt mir am besten die kleine roth-granitne Capelle in
Charlottenburg.
Es ist mir nicht recht klar geworden, was der Autor damit sagen
oder motiviren will.