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So möge denn hier, zwar etwas spät, aber für die
Sache noch immer früh genug, eine kurze Vertheidigung
meiner Anschauungsweise gegen diese Angriffe, mit einer
Kritik der Kuglefschen Anschauungsweise und ihrer Moti-
virung, erfolgen.
In der Einleitung stellt Herr Kugler die beiden ex-
tremen Parteien einander entgegen, zwischen denen (wie
immer) die Wahrheit in der Mitte liegen müsse, und sie
schliefst mit einer bittersüfsen Missbilligung des Beifalles,
den meine Zeichnungen damals bei jüngeren Künstlern ge-
funden hätten:
"Freilich mochte man bei dem ersten flüchtigen Ein-
„druck nicht wohl gesondert haben, wie sich althellenische
„Gefühlsweise, Sitte und Natur zu dem modernen form-
„und farblosen Norden verhalten, welcher letztere eben zu
„seiner Belebung gröfsere Mittel in Anspruch nimmt."
Was Herr Kugler damit sagen zu wollen scheint, dass
lebhaftes Farbenspiel wohl für den modernen Norden, aber
nicht für den antiken Süden passe, widerspricht Allem,
was sich in der Natur, und in den Costümen, den Zier-
rathen, den Bauwerken u. s. w. der verschiedenen Völker
dieser Erde der Beobachtung darbietet.
Im Süden überzieht ein ungeschwächtes Sonnenlicht
Alles mit blendendem safrangelben Glanze und hebt selbst
die Schattenpartien und das Dunkelgefärbte hellvon dem
tiefen fast schwarzen Himmel ab.
Es vereinigt alle ganzen gesättigten Töne der Farben-
scala unter dieser goldenen Lasur. Aber es steigert das
Weil's und alle hellen Töne auf eine das Auge beunruhi-
gende Weise, weshalb (im Süden) das Weil's nur in der
Wüste, d. h. in dem Reiche der Todten, herrscht. Wie