Die zur Bildsäule wiedererstarrte Schöpfung des Pro-
metheus sollte ihm damals, durch den Ruf einer begeisterten
Gegenwart erweckt, von farbigem Glanze umduftet, von
ihrem Piedestale herab in unsere Mitte treten. Aber das
herrliche Gebilde zerfliefst in abscheuliche Fratzen! Der
Kluge, aus dem glücklichen Reiche der Mitte, verschliefst
davor den Blick und leugnet die Erscheinung. Er kehrt in
sein Antikencabinet zurück zu seiner weifsen Statue, die
sich begreifen und befiihlen lässt, deren Schönheit er ana-
tomisch zergliedern und ästhetisch motiviren kann; er be-
weist daran, vor Damen und vor Herren, dass und warum
die Griechen ein plastisches Volk waren, und giebt gele-
gentlich zu, dass Helena einen bunten Saum am Kleide
hatte.
Der Redliche harrt vergeblich, dass das Bunte sich
zu harmonischer Schöne gestalte. Er vermag es nicht, zu
jenen alten Vorstellungen zurückzukehren, die durch die
Trennung des Lebens von der Kunst, letzterer in unserer
unharmonischen und unkünstlerischen Zeit, wenigstens eine
Art von Sonderleben gestatteten.
' Andererseits muss er verzichten,
das
Räthsel jemals
gelöst zu sehen, wie das Ineinanderfliefsen aller bildenden
Künste bei den Griechen auf eine Weise bewerkstelligt
wurde, die der hohen Vollkommenheit entsprach, die wir
an den nackten, vereinzelten und ihrer schwesterlichen
Ausstattung beraubten Bruchstücken wahrnehmen, und wie
dabei das Einzelne die Geltung behalten konnte, wozu es,
vermöge seiner selbständigen Schöne, Berechtigung hatte.
Bei barbarischen Monumentenist ihm Alles begreif-
lich; dort wird die Harmonie durch das Aufgehen der
unselbständigen Einzelheiten in die Gesammtidee erreicht.