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vinz Attika die beweglioheren Elemente, die mehr pho-
netischen Künste, Malerei und Sculptur, der ionisehen
Tonweise folgen.
Es ist nämlich wohl mehr als blofse Muthmafsung,
dass der Dorismus, wie in der Musik, so auch in der
Ausübung der beiden genannten Künste, und hauptsäch-
lich in ihrer Anwendung auf den Ternpelbau, sich prin-
cipieilwyon dem Ionismus unterschied, dass eine dorische
Ferbentonart bestand, wie es eine dorische Tonart in der
Musik gab.
Dass dorische
Kunst
auch
hierin
mehr
sich
3.11
das
Aegyptische anlehnte, ionische Kunst dagegen auf den
ursprünglichen, nicht zur Hieroglyphe erstarrten Teppich-
Werken der Assyrer fufste (die gerade wegen ihrer in-
cunablen Unvollkommenheiten den besseren Ausgangs-
punkt zu freierer Entfaltung der Künste bildeten), oder
wenigstens mit ihnen aus gemeinsamer Wurzel hervor-
ging, ist eben so wahrscheinlich.
S0 erklärt sich der Gegensatz zwischen ägyptisch-
dorischer und orientalisch-attischerPolychromie, der sich
aus der Vergleichung ihrer Üeberreste an den Monu-
menten von Attika und Sicilien ergiebt.
Beide Systeme konnten nicht mit einander über-
einstimmen, und dass die Restaurationsversuche sicilischer
Tempel mit denen der attischen durchaus nicht harmoni-
ren, giebt eher einen Beweis für die Glaubwürdigkeit
beider, als dagegen; um so mehr, da wirklich jene an
das hellgründige, blaugrüne, accentuirte ägyptische, diese
mehr an das reiche und getragene orientalische Farben-
system erinnern, das in fortlebender Ueberlieferlmg durch
das Mittelalter hindurch die Basis der neueren Farben-