Volltext: Populäre Aesthetik

Das 
Tragische. 
Der Sturz des kämpfenden Erhabenen ist tragisch. Man erinnere 
sich, dass das Erhabene im weitesten Sinne vom Schönen bis zum 
Furchtbaren gerechnet wird. Es wird damit jener Begriff des Tragischen 
ausgeschlossen, den man so häufig damit verbunden sieht, welcher das 
Tragische auf das ganze Gebiet des Schönen vom Lachbaren bis zum 
Furchtbaren ausdehnt und den Untergang des Reizenden, Lieblichen 
und Schönen ebenfalls hineinbegreift. Aber der Untergang des Schönen 
erweckt nur Trauer, Mitleiden, der des Reizenden ein schwächeres Ge- 
fühl, das wir mit Rührung bezeichnen wollen. 
Die Empfindungen beim Unterliegen des Schönen und des Furcht- 
barcn sind oben charakterisirt. Dort Mitleiden, hier ein Gefühl der 
Furcht. Das Erhabene, was aus dem Schönen und. Furchtbaren sich zu- 
sammensetzt, muss darum auch die zusammengesetzten Empfindungen 
erregen: Mitleiden und Furcht vereint. Mitleiden über das Schöne, das 
wir darin erkannten, Furcht über den Fall der Kraft, die uns erhaben 
erschien und nun doch einem noch Mächtigcren erliegt. Wenn sie 
stürzen muss, wie sehr sie auch kämpft  was droht dann nicht uns, 
den Schwächeren! Wohin uns wenden vor solchem Verderben! Wie 
ihm entfliehen, wenn es uns trifft! 
Wo nicht Mitleiden und Furcht zusammen uns bewegen, ist nichts 
'I'ragisches. Wir mögen ein Trauer-, ein Rühr-, ein Schauerstück "vor 
uns haben, keine Tragödie. Nicht, dass unsere Thränen fliessen und 
unsere Seele in voller Mitleidenschaft jammert, oder dass unsere Kraft 
gelähmt und schaudernd vor einem schrecklichen Schicksal danieder- 
geworfen und gebrochen liegt, sondern in einem Durcheinanderweben, 
einem Verschmelzen dieser Empfindungen bekommen wir die des 
Tragischen. 
Es versteht sich, dass darum niemals der Sturz des Furchtbar- 
Hässlichen, des Rcin-Hässlichen und des Niederen, Gemeinen, oder wie 
nun das Lachbar-Hässliche sich ausdrücken mag, tragisch sein kann.
	        
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