Volltext: Populäre Aesthetik

Grausigc. 
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Scheusslicheii, Entsetzlicheii bezeichnen, alles, was unter hässlichen 
Formen maasslos, widersinnig, unerhört, Verrucht, teuflisch, satanisch 
u. s. w. erscheint: die Pest mit ihrer Zerstörung und Verwesung, die 
Hungersnoth mit ihren Schauerliclikeiten, der Wahnsinn in seiner 
Vernichtung, schauderhafte Verbrechen, der ganze -vorliin schon be- 
rührte hässliche Aberglauben; dann alles I-Iässlicli-Bedrohcnde in der 
Natur, dunkle Höhlen etwa voll Moder mit kriecliendem, giftigem Ge- 
würm, das hässliche giftige Gethier überhaupt  in der furchtbaren 
Wirkung des Gifts liegt etwas MaasslosJlnbegreifliches  kurz wir 
haben ein wüstes Reich darin vor uns, das wir nur mit Schauder 
betreten. 
Wir wollen hier ebenfalls nur ein einzelnes Beispiel des Schauer- 
lichen, Hässlich-Furchtbaren lierausgreifen, und zwar ein echt ger- 
manisches, das im Gespenstigen in der grauenhaftesten Weise sich 
bewegt. Was ist das Abenteuer des Odysseus in des Oyclopen Höhle 
gegen die Kämpfe des Beowulf niit Grendel, von dem uns das angel- 
sachsische Gedicht Beowulf berichtet! Siinrock möge es uns über- 
setzen. Der König Hrodgar hat einen weiten Saal erbaut, den schön- 
sten, der auf Erden zu. finden. DarinIschIafen die Helden. Aber im 
Moore wohnen schreckliche Unholde; in des Sumpfes Abgrund, der 
Unthiere Sitz, hausen die von Gott Verworfenen, Grendel und seine 
Mutter. 
In Düsterniss 
Bewohnen sie Wolfsschlucliten, windige Klippen, 
Das fahrvolle Fennnioor, wo in Fclscnströmen 
Unter nächtlichen Klüften iiiederstiirzt die Flut, 
Den Werder unterwülilend   
Unheimlich hängt ein Hain darüber  
Mit gewaltigen Wurzeln das Wasser überhelmend. 
Ein schauerlich Wunder schaut man allnächtlich da: 
In der Flut ist Feuer. Doch so erfahren lebt 
Der Menschen Keiner, dcr das Moor ergründet hat. 
Wenn von Hunden gehetzt auch der Haidestapfer 
3er lEJoignstaä-ke Hirsch deln Irlolzwaildl sucht, 
as e en ässt er wie enge ver'o gt 
Doch eher am Ufer, als er darinne , 
Sein Haupt behütete: so ungeheuer ist es dort, 
gVo wider die ßzolkeäi äler gegen Qlementgebt 
tarr empors cig un er uriii sie aus o 
In leiden Gewittern, dass die Luft sich verhüllt 
Und die Himmel weinen.  
' Aus diesem Sumpfe kommt im Schleier des Dunstes Grendel ge- 
gangen. Der Meuchler, der Gottes Z0i'n_ trägt, watet in Wolken, vor 
den Augen, der Lohe vergleichbar, leidiger Glariz. Drelssig Helden 
zerreisst er, ihr Gebein zerknirschend, Ihr Blut trmkend, wie er zuerst 
geschritten kommt zum Saal. Dann kehrt er wieder, die hohe Halle 
verwaisend, bis Beowulf über dem Meere von seinen Gräueln hört und
	        
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