Volltext: Populäre Aesthetik

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des Schönen. 
SchaHen 
Das 
möglich ist, auf Veredlung der bestehenden Formen hinwirkt. Der 
Baum z. B. wird dem menschlichen Wohlgefallen, seinen Schönheits- 
begriffen, genähert durch sorgsame Pflege, Behütung vor Schädlichem, 
Unterstützung hinsichtlich des ihm zum Gedeihen und zur vollen Ent- 
wicklung seines Wesens in der Erscheinung Entsprechenden, durch 
Hinwegnehmen des Störenden, Uebermässigen z. B. durch Beschneiden 
der zu üppig wuchernden Triebe; ferner durch Veredlung durch Samen, 
Pfropfen u. s. w. So wirkt der Mensch auf das lebendige Wesen ästhe- 
tisch ein. Was er im Einzelnen vermag, vermag er auch für eine 
Mehrheit. Man braucht nur an die Landschaftskunst zu erinnern, wo 
Vegetation, Bodenbildung, Wasser u. s. w., Alles nach einem höheren 
Gesichtspunkte, gezogen oder gebildet wird. Das Gleiche geschieht in 
der entsprechenden Weise beim Thier und zuhöchst beim Menschen 
selbst, wenn er sich als äthetisches Object behandelt. Auf die Formen- 
veredlung der Thiere, Besserung der Racen braucht nach dem Beispiel 
vom Baum nur hingewiesen zu werden. Beim Menschen geht die ästhe- 
tische Bildung von den einfachen Anforderungen der Reinlichkeit, der 
gewöhnlichsten Forderung des Freiseins von ungehörigei- Zuthat, bis 
zu den wichtigsten Erziehungsaufgaben, wie die Griechen sie in Gym- 
nastik und musischer Erziehung so klar darlegten. Die Gymnastik, 
wozu Spiel, Tanz u. s. w. gehört, wirkt unmittelbar auf die körperliche 
Erscheinung. Bei der musischen Erziehung wird auf die Seele ver- 
edelnd gewirkt, damit diese nicht anders könne, als einen edlen, schö- 
nen Ausdruck annehmen, wo sie in die Erscheinung tritt. Das schöne 
Maass der Seele, die Harmonie des Geistes wird, so ist die richtige A11- 
nahme, eine harmonische Erscheinung erzeugen. [In Rücksicht auf 
ästhetische Bildung dieser Art und wissenschaftliche Behandlung der- 
selben stehen wir verhältnissmässig weit hinter andern Zeiten und 
Völkern zurück. Die Krausesche Schule (Krause: Urbild der Mensch- 
heit) und die Herbarfsche (z. B. Bob. Zimmermann: Aesthetik) begeg- 
nen sich hier in ihrem besonderen Streben nach der ästhetischen Er- 
ziehung des Menschengeschlechts, die als hohes Ziel Allen deutlich 
wieder vorgezeichnet zu haben bekanntlich Schillers Verdienst ist] 
Die Ausführung des Schönheitsideals beschränkt sich nicht darauf, 
die lebendige Natur zum Steife zu nehmen und das Leben schön formen 
oder ziehen zu wollen. Wir sahen schon oben, dass je fügsamer der 
Stoff, je lieber er dem Künstler für die Ausführung seiner schönen Vor- 
stellungen sein kann. Es behandelt der Künstler einen Stoff als blosses 
Material, um ein Schönheitsideal auszudrücken, er benutzt zum Beispiel 
den Stein zu architektonischer) oder plastischen Schönheitszwecken, wo 
derselbe ihm tauglich erscheint. Nicht mehr ein schöner Stein, sondern 
ein schönes Gebäude oder ein schönes plastisches Werk wird in Archi- 
tectur und Plastik das Ziel; der Stein ist nur in soweit zu berück- 
sichtigßn, als,er in technischer Beziehung sich geltend macht. Die
	        
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