Autfässung
des
Schönen
und
Schafen
des
Schönen.
Die richtige Empfindung des Schönen nennen wir Geschmack.
Derselbe ist, wie aus den Gmndbestimmungen über das Schöne ersehen
worden, nicht willkürlich; so wenig die Grundgesetze für das Denken
willkürlich sind, so wenig die Grundgesetze des Empfindens. Der
Geschmack, die richtige Empfindung der Lust oder Unlust gegen-
über einer ästhetischen Erscheinung, kann im Gefühl verharren und
nicht zum klaren Wissen kommen, dabei aber im gegebenen Fall immer
richtig sein, sowohl hinsichtlich allgemeiner Schätzung des Schönen
als hinsichtlich des Schaffens des Schönen. Ein Künstler etwa kann
ohne wissenschaftliche Erkenntniss das Schöne vollkommen richtig
schätzen und richtig ausführen; nur die Gründe für Urtheil und Kunst
wird er in solchem Falle schuldig bleiben und aus der allgemeinen Be-
gabung für das Schöne heraus urtheilen und schaden. Es geht damit
wie mit dem Denken und Handeln: der gesunde Menschenverstand denkt
richtig und der gesunde Charakter handelt richtig ohne wissenschaft-
liche Erkenntniss seines Denkens und Handelns. Dadurch aber verliert
der Werth der Erkenntniss in keiner Weise. Ohne sie bleibt Gefühl
und Handeln blind; in jedem Falle ist das richtige Treffen gleichsam
ein Glücksfall. Die Einheit des Wissens, Begreifens fehlt und alle
Erscheinungen, Handlungen sind wie unverbundene Einzelheiten. -Zur
wahren Einsicht und Uebersieht lässt sich ohne Erkenntniss nicht ge-
langen, ohne welche auch die Uebertragung, das Lehren, worauf die
Fortbildung des menschlichen Geschlechts basirt, nur ein Abschauen,
Nachahmen, ausserliches Beibringen oder Alles-Selbstfinden ist, welches
schwieriger den Fortschritt ermöglicht, den Menschen mehr dem Thiere
gleichstellt, welches auch nur durch Nachahmung oder Selbsterfahrung
sich auszubilden vermag. Die Einsicht in das Wesen eines Dinges aber
giebt den Schlüssel für alle Dinge, denen das gleiche Wesen zum Grunde
liegt. Wissen des Allgemeinen ist Wissen des Einzelnen nach all den
Seiten, welche diesem in Bezug auf das Allgemeine zukommen. Der Ge-