Umständen Rührstück u. s. w. waren danach andere Dramen mit un-
glücklichem Ausgang zu nennen. Wir sahen, wie die Forderung des
Wechsels dasjenige Stück schöner erscheinen lässt, welches einen allge-
meinen Wechsel des Schiclasals zeigt. Also in der Tragödie nicht ein
Lebensgang, der von Anfang bis Ende unglücklich ist, sondern ein
Wechsel von Glück und Unglück. Wir sahen ferner, wie kein ab-
soluterer Schluss gedacht werden kann, als das Aufhören des Lebens, der
Tod. Die Einheit der Idee, das Ausschliessen des Zufalls, die innere
logische Ordnung verlangt nun, dass das Unglück aus dem Glück her-
vorgeht; dies kann nur geschehen bei einem Uebermaass irgend einer
Weise; das Einfachste also ist: der Held zieht sich das Unglück selbst
herbei durch seine Handlungen, durch Leidenschaft, Rücksichtslosigkeit,
Verbrechen, Charaeterschwächen, wie Mangel an Energie, Weichheit, Un-
entschiedenheit oder was es nun sei. (Siehe oben: das 'I'ragische.)
Die Handlungen oder Unterlassungen erwecken den Rächer. Der Um-
schlag (Peripetie) erfolgt. Vom Beginn des Stücks ging es aufwärts bis
zu einem Gipfel des Erfolgs; zuhöchst die Katastrophe; dann geht es
abwärts, dem Untergang entgegen. Vergebens greift der tragische
Held nun nach einem Halt; woran er sich klammert, es stürzt mit ihm
zur Tiefe. Dies istdie ausgebildetste Form des Wechsels von Glück
und Unglück, Welche durch die griechische dramatische Dichtung in un-
iibertretilicher Weise ausgebildet und festgestellt worden. Doch haben
wir dabei unter Glück nicht immer einen absoluten Glückszustand
anzunehmen, sondern bedeutet es oft nur im Allgemeinen: Erfolg.
So ist z. B. bei Richard III. und Macbeth, überhaupt bei tragi-
schen Verbrechern das Glück immer nur in bedingter Weise zu ver-
stehen.
Trivialer Inhalt und trivialer Ausgang braucht hier nicht be-
sprechen zu werden, indem das aus der Kunst herausfällt. Bei einem
Schauspiel kann nun umgekehrt wie in der Tragödie die Handlung zu
einem glücklichen Ende führen, wie ernsthaft sie sich auch zu Anfang
gestaltet. (Iphigenie von Göthe; Kaufmann von Venedig, Oymbeline,
Sturm u. s. w.) Ein solches Schauspiel hohen Stils setzt eine ausser-
ordentliche harmonische Kraft des Dichtergemüths voraus, um alle
Dissonanzen so rein in Harmonie übergehen zu lassen, dass wir sehen:
es ist unmöglich, dass jemals die Dissonanzen sich wieder zeigen
können. Die Idee des Stücks muss auch hier voll abgeschlossen sein.
Die Kräfte, welche zum Unglück hinarbeiten, werden meistens nicht so
bedeutend sein, wie in der Tragödie. So schwere Schuld, um nur
eins anzuführen, ist darin nicht gestattet. Oft wird sich dies so aus-
drücken, dass wohl die Absicht einer schlimmen That vorliegt, dieselbe
aber nicht zur Ausführung kommt, zum Geschehen, das Nichts, Nichts
mehr ändern kann. Vielfach wird ein solches Stück von Anfang an
heiteren Oharacter tragen, 311611 Sßlleflllflftß Lösung gestatten, urährend