Lyrik.
Die
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Betonung geben, bald werden eine oder mehrere Reihen jene wohl ohne
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Reun dle sogenannte Waxse in ungewöhnlicher Kürze Län e u
s. w. eingeschoben. ' g
Nach Corinthus von Athen gezogen
Kam ein Jüngling, dort noch unbekannt.
Einen Bürger hoift er sich gewogen,
Beide Väter waren gastversvandt,
Hatten frühe schon
Töchterchen und Sohn
Braut und Bräutigam vorausgenannt.
(Göthe: Braut von
Corinth.)
Sehr häufig geschieht diese Strophenbildung auch durch das Zurück-
greifen auf ein und denselben Gedanken. Es wird derselbe Refrain ge-
bracht, der durch das ganze Gedicht wiederkehrt. Natürlich muss er
der Auszeichnung werth sein. Hören wir Mirza Sehaffy (Fr. Bodenstedt):
Beut die Liebe dir Bedrängniss?
Scheuche lächelnd Angst und Pein!
Denn erfüllt muss das Verhüngniss
Meines stolzen Herzens sein!
Ob ich sinne, 0b ieh suche,
Keine andre kann ich lieben:
Denn so steht's im Schicksalsbuche
Mir urzeitlich vorgeschrieben.
Was auch der Dichter thut, er muss das schüchterne Mädchen
lieben; was auch dies beginne, vor Allen soll sie ihn lieben, denn
beiden "steht's im Schicksalsbnche so iu-zeitlich vorgeschrieben."
Doch wird es besser sein, manche bezeichnende Form bei den Ar-
ten der Lyrik anzuführen, obgleich gerade in der Lyrik die einmal als
feststehend angenommene und gebrauchte Form von Wichtigkeit für die
Theilungen geworden ist.
Man unterscheidet epische, didactische und eigentliche Lyrik; man
könnte auch noch von einer dramatischen Lyrik sprechen (bewegtes
Wechselgesprach, wie z. B. Göthds: der Edelknabe und die Müllerin;
der gewöhnlichen Lyrik des Wechselgesprächs nicht zu gedenken). Man
bestimmt ferner die Arten nach den Gemüthsstimmilngeil und der Kraft
derselben: Lyrik der Trauer, der Freude, der Liebe; Lyrik des hohen
Seelenaufschwungs u. s. w. Andere Theilungen geschehen nach den
Formen: elegische Dichtung, d.h.oft Dichtung im elegischen Versmaasse,
Sonett, Sestinen u. s. w. Da die Entstehungsweise der einzelnen Dich-
tungen oft streitig, da die Form für die Lyrik so wichtig und verglichen
mit Epos und Drama so mannigfaltig ist, da Nachahmung der Formen
gerade in der Lyrik eine so grosse Rolle spielt, so lässt sich ersehen.
wie schwierig es ist, die lyrische läichtung der Art zu behandeln, dass