D
U11
chA
S
(Fortsetzung)
Gleiche Theileinheiten in gleicher Weise aneinander-gesetzt, werden
uns leicht den Eindruck einer übermässigen Einheit machen und dann
nicht wohlgefällig erscheinen. Dadurch dass ich das Gleiche tingleieh
aber doch nicht in widersprechender Weise aneinandersetze oder das
Ungleiche aber sich nicht Widersprechende gleich aneinandersetze be-
komme ich ei11e Freiheit, die doch in der Ordnung bleibt. Auch hin-
sichtlich der Zusammensetzung der Theile herrscht durch den Wechsel
eine Mehrheit. Der Wechsel der Theile oder der Form, der notlnvendig
ist, um Wohlgefallen zu erregen, ist je nach den Dingen, gemass der
ihnen innewohnenden Eigenschaften verschieden. Hier sollen nur
einige Grundformen erwähnt werden. Wir erkennen beim räumlichen
Nebeneinander, (welches wir beim Sehen meistens als Nacheinander
mit dem Auge verfolgen), als wohlgefällig den Wechsel der Form, bei
welchem die Uebergänge wohl vermittelt sind, nicht wie Gegensätze
auftreten, sondern in einander überfliessen. Wir nennen solchen
Wechsel rhythmisch. Jedes räumliche Nebeneinander können wir
durch Linien begrenzt denken. Rhythmus der Linien also ist wohlge-
fällig. So ist z. B. eine Linie wohlgefällig durch ihre Gesetzmassigkeit
an sich d. h. die Gerade muss wahrhaft gerade seinl Eine solche Linie
mit einer gleichen gleich zusammengesetzt, würde aber-immer wieder
eine Gerade geben und diese übermässige Einheit der Form in's Un-
endliche fortlaufend wirkt einförmig, ermüdend. Setze ich eine andere
Gerade im Winkel gegen die erste, so ist die Einförmigkeit aufgehoben
und der Oontrast zwischen beiden mag gegenüber der Einförmigkeit
gefallen. Verbinde ich aber beide Linien, statt sie etwa im rechten
Winkel gegeneinanderstossen zu lassen, durch eine Bogenlinie, welche
von der Horizontalen zur Senkrechten überführt, so ist der Uebergang
ein vermittelter, ohne dass die Contrastc verwischt sind. Beide sind
lthythmisch mit einander verbunden. Der Rhythmus kann nun natür-
hch freier auftreten, etwa in jedem Augenblicke ein Uebertliessen von