466
Die
Dichtkunst.
Sohn und Vater zusammen ihre Panzer richteten,
gerbten (bereiteten) sich ihre Schlachtkleider,
giirteten sich ihre Schwerter an,
die Helden über die Ringe (Panzerhemd),
da sie zu dem Kampfe ritten.
Hiltibracht sprach, er war der hehrere Mann,
lebensverständiger;
er zu. fragen begann mit- weriigen Worten,
wer sein Vater wäre der Führer im Volke.)
Die nordische Poesie bildet Qft die Stabreimverbindung derartig,
dass je die '1. und 2. und die 4. und 5. Halbzeile im Stabreime stehen
mit 2 Stollen und Hauptstab; dagegen die 3. und 4., mit meistens nm-
2 Anlauten, jede in sich. Z. B.
Wichse nicht, Wimur, nun ich Waten muss
Hin zu des Joten Hause.
wisse, wenn du Vvächsest, Wächst mir die Asenkraft
Ebenlloch dem Himmel.
Unser Ohr hat vielfäch die Feinheit für den Stabreim verloren;
doch würde es dieselbe bei einiger Uebung leicht wieder gewinnen.
Diese Form, in welcher unsere epischen Gedichte gesagt und gesungen
Wurden, ist bekanntlich verdrängt worden und bis auf wenige Anklänge
im Volksmunde verloren gegangen. Nur in einigen Redensarten, in
denen sie in ihrer festen Verkettung zum Nachdruck dient, ist sie er-
halten, in Stock und Stein, Mann und Maus, Lieben und Leben,
Küche und Keller, Kind und Kegel u. s. w., sonst nur noch im kindi-
schen Spiel, ohne Nachahmung zu sein; Kinder dichten noch jetzt viel-
fach alliterirend.
In freier Weise ward und wird die Alliteration aber noch immer
gebraucht, und zwar oft mehr, als man auf den ersten Blick vermnthet.
Nehmen wir einige Beispiele aus Göthe:
Oder
Kennst du das Land, wo die Citronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrthe Still und hoch der Lorbeer Steht?
Kennst du es wohl? Dahin! Dahin
Möcht ich mit Dir, 0 mein Geliebter ziehn! u.
Oder:
Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine uhle
Einen goldenen Becher gab u.
Du liebes Kind, komm geh mit lllir
(Bar schöne Spiele Spiel ich mit dir
Mlanclf bunte Blumen sind an dem Strand,
Mleinc Mutter hat manch giilden Gewand.