Metrum.
461
zwängenden Oäsur erwählt und zum sogenannten Alexandriner umge-
stempelt.
Es gilt auch hier wieder, dass, um das Ilacken der Worte in die
lllaasse zu vermeiden, Wort und Versfuss nicht eintönig zusammenfallen
dürfen und dass ferner innerhalb eines Verses wie in der Verbindung der
einzelnen Verse jenes [neinanderschlingen stattfinden muss, über welches
oben gehandelt worden. Ebenso ist leicht zu ersehen, wie ein Wechsel
in den Casuren der einzelnen Verse geboten ist. Auch der Trimeter ge-
stattet für einzelne Füsse ein Verändern der einzelnen Maasse, der Ge-
brauch einer Länge für eine Kürze, die Auflösung einer Länge in zwei
Kürzen. Es bildet sich hier das Schema (j; v; C; v; j; v;
wodurch die lüinförmigkeit aufgehoben wird, welche sich im steten Fort-
lauf des Jambus bemerkbar machen würde.
Und welches Recht der Götter übertrat ich denn?
NVie soll ich Arme nun noch zu den Himmlischen
Aufschauen, wen um Hülfe Hehn? Erwerb ich doch
Gotclosigkeit mir durch die That der Frömmigkeit!
Doch wenn es also gültig bei den Göttern ist,
WVerd' ich die Schuld erkennen, wenn ich sie gebiisst;
Sind aber diese schuldig, mögen schlimmer nicht
Sie büssen, als sie selber mir thun wider Recht.
(Sophokles Antigone, nach Donner.)
Wir haben es mit einem Fluss der Rede, einem Dahinströmen der
Gedanken und der Sprache zu thun gehabt. Wir sahen darin eine Ge-
genstellung. Aber wenn nun der Vers stärker in sich gesammelt werden
durfte, wenn ihn der abgeschlossene Gedanke vielleicht kräftig in sich
gefasst verlangte, dann begnügte sich der Grieche nicht bloss mit solchem-
Hintereinanderstellen von Halbversen, sondern er liess das rein-symme-
trische Princip in Geltung treten. Die Bewegung der Sprache, wie sie ge-
stiegen, fällt sie. Nehmen wir etwa folgenden Vers ;VV;VV;, der
,x uns schon aus dem ersten Halbvers des Ilexa-
f) kg meters bekanntist. Zur besseren Versinnlichung
J " Kg stelle man diese Maasse schräg aufrecht.
[J kx Wenn wir einen solchen Redegang in der
umgekehrten Reihenfolge, wie er sich aufwärts
bewegt hat, zurücksinlcen lassen, so haben wir einen streng symme-
trischen Vers erbaut. Das gegebene Versmaass ist das des Pentameters,
für den man darum auch wohl das bekannte Wort Schillers also U11]-
deuten könnte:
Wie
der
Pent-ameter
fällt
steigt,
melodisch herab.
Ein solcherVers hat sein festes Gefüge; 61' iSt in _sich beschlossen; dieses
Steigen und Fallen bricht ihn gleichsam. Er 1st (Iaher für die laug-
Hiessende Rede nicht geeignet, dagegen um so mehr für kurze, in sie].
beschlossene Gedanken; dann ist er ein Bändiger stark wallexiden Ge-