Volltext: Populäre Aesthetik

Die 
Oper. 
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längliche und Outrirte in den Ausführungen, wenn nun mit einem 
Schlage das Nothwendige, aber; für den Augenblick Unmögliche, mög- 
lich gemacht werden soll, zu welchem Unternehmen doch Feinde und 
Freunde den Reformirenden stets drängen. Der verwiekeltste Kampf wird 
sich ihm dann entwiirren. Anscheinende Gegensätze sieht er harmonisch 
sich einen. Das Recht und Unrecht auf beiden Seiten wird ihm klar, 
aber er begreift, wie es gegenseitig sich durchkämpfen, aufheben, ab- 
schleifen muss. Es ist etwas Grossartiges um einen solchen Kampf, in 
dem tüchtige, bedeutende Kräfte auf allen Seiten stehen. Konnten doch 
die Götter selber es nicht unterlassen, vom Olympos in die Schlacht 
hinabzusteigen, wenn es recht herrlich im troischen Gefilde herging. 
Sehen wir auch augenblicklich in dem Musikkamläfe nicht so viele 
Helden aus der nur im Ganzen zählenden Menge ragen, sehen wir auch 
viel unerquickliches Draufschlagen und selten schöne Kämpfe, hören 
wir viel wüstes Geschrei und Geschimpfe und wenig herrliche Reden, 
giebt es viel Gepauke, Staub, viele weisse Lebern, wenig rothes Herz- 
blut, so gewährt er doch trotzdem einen bedeutenden Anblick. Nach 
mehr Helden auf beiden Seiten muss man freilich seufzen, dass man 
nicht oft unwillkürlich an den Froschmäusekampf statt an die Iliade 
erinnert werde. 
Möge diese Uebersicht des Tongebietes nach seinen allgemeinen 
Grundlagen genügen. Leider können wir hier die Musik nach den Re- 
gungen, welche sie erweckt, nicht weiter verfolgen. Wir haben weder 
den innigen Gesang seliger Liebe belauschen können, noch das Ent- 
zücken der Hirten bei dem ersten hellen Geschwirr der Panspfeife, noch 
den Klang von Demod0kos' Leyer und dessen Gesang, wie er das Herz 
des furchtbaren Laertiaden rührt  
„S0lches sang der gepriesene Demodokos. Aber Odysseus 
Schnell sein Purpurgewand mit: nervichten Händen erhebend, 
Zog es über das Haupt und verbarg sein herrliches Antlitz, 
Dass nicht säh'n die Phiiaken die rinnendc Thrärf aus den Wimpern." 
Wir haben nicht die Flöten gehört, unter deren Klängen die roth- 
rockigen Spartaner zum Fest der Schlacht zogen, nicht die wilde Musik 
der Barbaren, nicht die Klänge der Regimentsbande, nicht die Wirbel 
der Trommel zum Sturm  
O wie ruft, die Trommel so laut!  
Vuter, Mutter, süsse Braut! 
Kann nicht bleiben, 
Denn die Trommel, 
Denn die 'I'romme1, sie ruft so lauti 
Wir hörten auch nicht das J odeln auf _den Bergen, 110011 Schalmey, noch 
Cither, noch den Dudelsack auf nebhgen Elenden des Hochlands. Und
	        
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