Volltext: Populäre Aesthetik

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Die 
mkunst. 
in der leitenden, die Seele des Kunstwerks zeigenden Tonemplinduixg 
hat nichts als die Idee desselben Geltung, die allerdings dem Material 
und den Werkzeugen anzupassen ist, wenn sie ausgedrückt werden soll. 
Die Art und Weise der inneren Zusammensetzung, der Ausführung des 
Ganzen, kann dann allerdings nach den bestimmtesten, feststehendsten 
Normen geschehen. 
Wir finden auch hier unsere alten Gesetze wieder. Es sind die 
einzelnen Formen nicht durehzunehmen, aber Symmetrie, Gleichgewicht, 
Gliederung, Gruppirung, Geschlossenheit u. s. w. werden darin überall 
zur Geltung gebracht, Es sei hier nur auf die Gruppenbildung der 
grössten Musikwerke hingewiesen. Während bei den kleineren  wo 
der Componist einen kurzen musikalischen Gedanken ausspricht, der 
nun durch seine inneren Veränderungen, dann aber wohl durch alle die 
ihm verwandten Stimmungen geführt wird, welche durch ihn in Mit- 
leidenschaft versetzt werden  eine einfache Kettenglierlerung herrscht, 
zerfallt z. B. die Symphonie in grosse, in sich wieder reich gegliederte 
Gruppen. Dort baut sich aus Satz und Gegensatz, Uebergaug in die 
verwandte Empfindung oder in die feindliche, sich sträubcnde, aber 
dann doch harmonisch bewältigte, das Ganze auf. Durch alle diese 
Kettenglieder hindurch, in denen die Uebergange in einander greifen, 
kehrt die Reihe wieder zum Ausgangspunkt zurück. Der Tongang ist 
dadurch als vollständig abgeschlossen, als durch alle Stadien zur Be- 
ruhigung geführt gezeigt. Im grossen Gruppenwerke ist innerhalb der 
einzelnen Gruppen ein Achnliehes, aber die Gesammtemptindung ist 
nicht der Art, dass sie sich in dieser einfachen Weise völlig aussprechen 
liesse. In vier, wohl auch in wenigeren oder mehreren Sätzen wird sie 
zum Ausdruck gebracht. Allegro, Adagio, Scherze und Finale sind ge- 
meiniglich diese Sätze: kräftig, ernst und gemessen, heiter folgen sie 
auf einander. Das Finale fasst dann das Ganze mächtig zusammen.  
Ueber welch" eine Fülle musikalischer Gewalten der 'I'onkünstlci' dis- 
poniren kann, ward durch die Charakteristik einiger Instrumente we- 
nigstens angedeutet. Gleichsam die ganze schöntönendc Natur dient 
ihm zum Material. Wie er dieselbe, im Vcrhültniss zur Vocahnusik, 
im Ganzen durch strengere Ordnung in Bau, Zusammensetzung, mathe- 
matisch genauere Behandlung zu bewältigen hat, darauf möge hier nur 
hingedeutet werden; die strengere Ordnung ist darin durch das Material 
geboten. 
Nehmen wir au, ein Componist sei von dem Schicksal des Achilles 
diehterisch angeregt. Aehill wappnet sich: Kampfstimmnng; seine 
Drohung, sein Trotz, das Flehen seiner Mutter; er ist unerbittlich und 
stürmt zur Schlacht; Kampfgewühl; zwischendurch tönt es wie ferne 
Klage; es ist die Stimme der Thetis, welche weiss, dass ihr Sohn bald 
nach seinem Siege über Hector sterben muss, auch wohl der Geliebten, 
Aber unerbittlich erdrückt er im Rachedurst und Muth seiner eisernen
	        
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