Schönen.
Erklärungen (les
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mehr ästhetisch wohlgefällig ist. Es braucht übrigens wohl kaum
bemerkt zu werden, dass die sinnlich fassbare Gesetzniässigkeit der
Aesthetik nicht als die skelettmiissigc, abstracte Gesetzmässigkeit der
Begriiic verstanden werden darf, sondern stets von der Erscheinung
derselben die Rede ist. Erscheinung des Begriffes also, nicht der
Begriff allein ist Gegenstand der ästhetischen Betrachtung.
Also die Idee in der Erscheinung oder die Gcsetzmässigkeit der
Erscheinung an und für sich mag schön sein, oder besser, sie wird
stets für höher begabte Wesen schön sein. Für den Menschen jedoch
ist die Fähigkeit seines Verständnisses, seiner sinnlichen Auffassung
derselben noch erforderlich. Darum die Beschränkung, die sich iibri-
gens jeder Fortbildung des menschlichen, ästhetischen Vermögens
anpasst. YVir können danach ein Ding im Anfang hässlich finden,
weil wir seines Aiiblicks ungewohnt sind und nicht sogleich in uns die
richtigen Maasse für seine Beurtlieiliiiig haben; diese können aber all-
uiälig oder plötzlich gefunden oder ausgebildet werden, so dass wir
nun vollkommen die Schönheit des erst so ungünstig betrachteten
Gegenstandes zu begreifen und anzuerkennen im Stande sind.
Nach dieser Erklärung lässt sich allerdings für die Schönheit kein
weiteres Beschwöruiigsrecept geben, wonach sie für jeden Fall in
ihres Wesens Kern enthüllt vor uns läge. Diese Zauberformeln und
Universalmittel kommen auch in der Wissenschaft allmälig aus der
Mode. Wir gestehen also freimütliig ein, dass unsere Definition nur
erläutern soll, dass wir aber nicht durch die Versetzung ihrer Worte
und kabbalistische Kunst nun die ganze Welt daraus herstellen können.
Man verstand sich früher darauf. Man sagte z. B. A ist 2 A. Nicht
A ist aber nicht z A. Und nun hatte man den ganzen Kram. Wie
es gemacht wurde, ist hier nicht zu erklären, aber ehe man sich's
versah, war das ganze Alphabet aus jenem A gekrochen; man hatte
A B C bis zum Omega oder X.
Also das Schöne zu erkennen, dazu gehört die Keniitniss der
uns innewohnenden ästhetischen Gesetze und die Kenntniss der Gesetze
der Erscheinung der Dinge. Diese Kenntniss muss gelernt oder an-
geboren sein. Die Wissenschaft ist dazu da, zu lelireii, aber auch sie
kann weder zaubern, noch hat sie bisher den berühmten Nürnberger
Trichter erfunden.
Wozu aber dergleichen aussprechen, wozu solche Spässe? Ist das
nicht Alles Sclbstverstand? Der Spass wäre wirklicher Spass, wenn er
nicht zu ernst wäre; die gerügte Methode ist leider noch heute, auch
in der Aesthetik, nicht ganz überwunden. Aus zwei Worten das
Schöne, das Hässliche, Erhabciie oder Gute, Schönheit und Wahrheit
abzuleiten, gilt noch bei Manchen für nichts Unmögliches. Mit einem
einzigen Begriffe, z_ 13,; Ich, oder: Sein ziehen verschiedene deutsche
und fremde Gelehrte die deutschen durchschnittlich am besten
Lemeke, Aestlietik. 2. Anti. 3