Volltext: Populäre Aesthetik

Tonwcrkzeuge. 
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Begrißen unsinnig ist, wird auch, wie schon gesagt, eine unsinnige, 
meistens nur aufregende, blindleidcnschaftliehe Tonerregung herrschen. 
Der Fetischverehrer haut die Metallplatte, rummelt das steingefüllte 
hohle Holz, schlägt das Fell der Trommel. Reine Naturverehrung lauscht 
den Stimmen der Thierwelt, dem Branden der Wellen, dem Rollen des 
Donners, dem Rauschen des Waldes. Doch genug; die Zusammen- 
setzungen, wie z. B. der Orgel, des Gesanges, der Instrumentahnusik, 
der Sprache u. s. w. in der christlichen Religionsiibung lehren auch in 
dieser Beziehung ihren umfassenden Oharacter.  
Bei den Blasinstrumenten ist der Athem des Menschen Ton er- 
zeugend. Der Character des Instrumentes tritt hier also in unmittel- 
bare Verbindung mit dem Eigenartigen des Menschen. Von den 
tönenden sogenannten Blcchinstrumenten möge hier die schmetternde 
Trompete genannt werden, deren helle Vibrationen aus allei-Rilhc jagen, 
dann die gewaltige, durchwühlende Posaune, das in seinen Tönen 
weichere, ziehende, unsere Stimmung gleichsam tragende Horn. Die 
Holz- oder Rohrinstrumente sind im Ton weniger klingend, weicher, 
sind auch nachgiebiger gegen den Anhauch. Bei den Blechinstrumentcn 
ein voller, ungebrochener Luftstrom, der erst zusammengehalten, dann 
kräftig hinausschallt mit einer ehernen Stratfheit und Fülle. Bei den 
Rohrinstrumenten steht das Material und der Ton dem Menscheir 
gleichsam näher, aber es fehlt das Markige, Feste des Tones der oben 
genannten Metallinstrumente. Hier ist die weiche, eharacterlosc, senti- 
mentale Flöte zu nennen, die scharfe Piccoltlöte mit ihren Spitzen 
Tönen, die, mit der Trommel vereint, aufstaehelt, während die 
Trommel forttreibt, dann die sinnliche, darin unübertrcHlich ausdrucks- 
volle Clarinette, die eindringliche, nervöse Oboe u. s. w. Unter den 
Saiteninstrumenten bilden die Streichinstrumente eine eigene Abtheilung. 
Die über einen Resonanzboden gespannten Saiten werden mit einem 
Bogen gestrichen, auch wohl durch die zupfenden Finger in Bewegung 
gesetzt. Thierisches Material ist hier Ton gebend. Die Einwirkung 
des Menschen, welche den Ton erzeugt, ist bei ihnen eine mehr mittel- 
bare, indem gewöhnlich nur Bogen und Saite, letztere freilich durch 
den Fingerdruck beeinflusst, in tönende Berührung kommen. Anderer- 
seits erlaubt aber das Streichinstrument wieder die grösste Einwirkung 
des Künstlers; er kann es so frei wie keines der oben genannten 
Instrumente behandeln. Der Bläser hängt von dem Athem ab, der 
lebensbedingend und nicht in einer Weise zu beherrschen ist, wie die 
leicht gehorchende, zum Dienen bestimmte, von den Lebensfunctionen 
unabhängige Hand, welche nach der Willkür des Saitenspielers den 
Bogen führt. Freilich die Klangkraft der Blasinstrumente fehlt. Das 
Streichinstrument giebt nicht in der Fülle des Metalls den Ton her, 
welches gleichsam sein Tonleben verkündet, kräftig, nachschalleud; 
beim Bogeninstrumcnte ist leicht der Ton unwillig; thierische Wider-
	        
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