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Die
mkunst.
erschant urird, Wo deshalb jeder Ton rein, klar, wohl gefügt sein muss;
wie viele hunderte auch zusammenwirken" wo alle Tonverhältnisse in
ihrer Weise so zu einander stimmen müssen wie die Raumverhäiltnisse
in der Architeetur. Wenn wir durch einen Tempel hindurchwandern
und an seiner schönen Ordnung, seiner Grösse, Kühnheit, seinem
Schmucke uns erfreuen, so schliessen wir nur vom Aeussern auf das
innere Gefüge und hoffen, dass es von den Werkleuteu fest und sicher
gemacht ist. Beim Tonwerke stehen wir mittendrin, und das Schöne
zieht um uns und über uns vorüber. 1.] eder Fehler des Zusammenbaues
wird dem Knndigen sogleich wahrneimbai: In dem vielzähligen Ge-
triebe des Aufbaues schrillt doch jeder unreine Ton verletzend hin-
durch. Deshalb wird auch von dem nur ausübendeu Musiker Künstler-
schaft in seiner Art verlangt, man könnte sagen: nie darf er ein
gewöhnlicher liIaurer, sondern stets muss er zum wenigsten ein durch-
gebildeter Steinmetz sein, wenn er auch nicht immer ein echter Bild-
hauer ist.
Die Menschenstimme, dann Werkzeuge aus dem Stoff der nnbeseel-
ten oder der todten, einst beseelten Natur dienen also zur Hervor-
bringung der Töne für ein Kunstwerk. Unbrauchbar ist die sogenannte
beseelte, lebendige Natur ausser dem Menschen. Zu dumpf und geistig
beschränkt, um auf die Absicht des Menschen eingehen zu können, zu
eigenwillig und selbständig, um nur als Instrument zu dienen, kann man
höchstens Kunststücke mit ihren Geschöpfen erzielen; manche Vögel
lernen z. B. nachpfeifen und dergl.; für die Kunst sind sie weiter nicht
verwendbar, so wohlgefällig sie auch durch ihre Töne werden können,
wie dies beim Naturschönen angeführt worden.
Das Mineral- und Piianzenreieh liefert die verschiedenartigsten In-
strumente, dann aber auch vielfacher Stoff aus dem Thierreich. Viel-
leicht hat dieser unter den frühesten dienen müssen, wenn er auch in
gröberer Weise benützt seinen Ursprung deutlich zu verrathen scheint.
Dumpf wie das Gebrüll des Stiers, ist der Schall des Stierhorns; dumpf,
rasselnd der Schall des hohl gespannten Fells. Dann aber lernte man
aus dem thierischen Stoff auch die Sehnen u. s. w. verwenden. Im
Saiteninstrument ward der Klang, die Toninnigkeit dieses Gebietes
gleichsam gefunden und entfesselt. Es würde hier zu weit führen, tiefer
auf die ästhetische Verschiedenheit dieser, den genannten Gebieten an-
gehörigen Tonwerkzeuge einzugehen. Die Glocke, die Orgelpfeife und
die Violine, letztere in Ermangelung der mit Saiten überspannten Schihl-
krötenschale etwa, mögen genannt werden als Vertreter des liiinerah,
Pflanzen- und 'l'hicrrcichs. Bekanntlich finden die mannigfachsten
Verbindungen statt." Einen bedeutenden Unterschied macht bei den
Instrumentken die Art ihrer Benutzung, wie sie zum "Ilonerzeugen ge-
bracht werden. Hier wollen wir einzelne Instrumente herausgreifen und
sie kurz zu charakterisiren suchen.