Volltext: Populäre Aesthetik

Allgemeines. 
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Etwas hinein, z. B. in das Geräusch beim Eisenbahnfahren, und man 
erzeugt ihn unwillkürlich. Drescher, Schmiede u. s. W. dreschen, häm- 
mern im Tact. Es ist zu der bedeutenden Einwirkung nicht nöthig, dass 
der Rhythmus sich mit wirklichen Klängen verbindet, deren Fülle und 
Reinheit uns Wohlgefallen. Die Trommel wirkt nur durch Schall und 
Rhythmus; sie hat keine eigentlichen Töne und thut Wunder. Ihrer 0b 
noch so dumpfen Bewegungsgewalt ist schwer zu widerstehen. Sie macht 
unruhig, zappelig; die Schläge durchschüttern uns, sie reissen mit, mit 
in Tact und Tritt. Man hat eine Menge solcher einfachen Bewegungs- 
instrumente. Nöthigenfalls müssen Händeklatschen und Stampfen sie 
ersetzen. Je niederer der Bildungsgrad ist, desto leichter wird der ein"- 
fache, rhythmische Schall befriedigen; die Annehmlichkeit wechselnder 
Töne wird nicht so empfunden oder doch nicht so sehr begehrt. In dem 
Lebensausdruckc der lauten Bewegung und in der Ordnung derselben 
hat die Freude und der ästhetische Sinn sein Genügen. Auch auf den 
Stufen wird diese Ordnung der Bewegung in der Musik noch in der 
schärfsten Betonung verlangt, wo zwar das Toninteresse sich stark 
geltend macht, aber das ästhetische Touvermögen doch noch nicht be- 
sonders ausgebildet ist. Die Masse meint kein Kunstwerk vor sich zu 
haben, wenn sie nicht seine Gebundenheit scharf accentuirt heraushört; 
das hört sie nun am einfachsten etwa in einer scharftactigen Tanzmusik. 
In Tact und Rhythmus findet sie das Bestimmte, dessen Jeder bedarf; 
eine Sonate, in welcher die Ordnung für sie verborgener liegt, erscheint 
ihr darum willkürlicher; deren Bestimmtheit und nicht leicht zu über- 
sehende Gesetzmässigkeit hört nur der Kenner. Um so greller in einer 
Musik der Tact, die Art der Bewegung hervortritt, desto mehr reisst sie 
körperlich zu den damit eorrespondirenden Bewegungen hin; die höheren 
Tonordnilngen des Melodischen und Harmonischen beziehen sich mehr 
auf das geistige Vermögen. Die Freude am blassen rhythmischen Schall 
kann unter Umständen eine gewisse Barbarei des Gemüths verrathen; 
im Allgemeinen aber ist sie ursprünglich, ein gemeinsames Gut aller 
Menschen. Verglichen etwa mit den Hellencn ist bei uns das Gefühl für 
mannigfaltigcren Rhythmus sehr abgestumpft, wie sich dies am besten 
bei den damit zusammenhängenden Tänzen crgiebt. Vielleicht, dass die 
heutigen musikalischen Bestrebungen, z. B. Rich. Wagners, zu einer 
neuen Entwicklung der Rhythmik führen, welche besonders durch die 
übel-mäßig strenge Regelmässigkeit des Tactes bei uns gebunden ist, 
Vielleicht dass auch die Turnübungen und Turntänze über kurz oder 
lang dem rhythmischen Gefühl in dieser Beziehung etwas aufhelfen. 
Wir sehen, wie der Rhythmus mit dem blossen Schall wirken 
kann. Betrachten wir aber nun eine andere Ordnung der Tonbewegnng_ 
Jeder Zustand besteht aus einer Reihe von einzelnen Momenten, die in 
mannigfachster Weise zur Geltung 110111111611 1151111811. Gesetzt, eine Be- 
wegung tritt darin ein, so ist dieselbe nur abgeschlossen, wenn sie nach
	        
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