Composition.
383
hier die reichgeschniückten Barkcn ein; Architectur bildet den Hinter-
grund. Eine über Ebenen sich aufthürmende Gebirgsreihe zeigt oft die
Hauptbedeutung im Hintergründe. Die Einheit des Ganzen muss
natürlich stets aufs deutlichste hervortreten; sie soll durch solche
Theilungen nur deutlicher gemacht und sicherer zusammengefasst wer-
den; andererseits muss die Hanptidee klar hervortreten und darf nicht
etwa der Mittelgrund, wenn er die Idee des Ganzen trägt, durch Vorder-
oder Hintergrund gedrückt werden, wie dies z. B. in den angeführten
Schnorrschen Bildern zu sehr geschieht. Die Hauptregion, könnte
man sagen, muss, wenn eine Dreitheilung beliebt worden, die beiden
anderen aufwiegen. Auf den beiden Gemälden Schnorfs hat die Freu-
digkeit und Lust des Künstlers an der Gruppenbildung ihn verführt,
den Vordergrund zu stark zu betonen und gleichsam das Verhaltniss
3, 2, 1 zu wählen, wo wir das Verhältniss 2, 3, l sehen wollen. In den
Fallen, wo dieser untergeordnet erscheint, soll er nur einleitend aufge-
fasst werden, so dass er erklärend auf die Hauptsache hinweist. Aelin-
lich ist bei einem Vordergrnndsbilde der Mittelgrund erklärend; der
Hintergrund giebt alsdann wohl die Stimmung, z.B. durch das Himmels-
licht, die Färbung, die verschwimmende Fernen. dergl. Die Proportionen,
malerisch erfasst, können auch hier wieder in trefflicher Weise zur
Geltung kommen. Man sieht, wie danach das anscheinend so willkür-
liche Kunstwerk des Malers sich nach Lange, Höhe und Tiefe gliedert.
Es wird nach dem Gesagten leicht sein, an Grnppenbildern, wie Kani-
baclfs Zerstörung von Jerusalem, Thurm von Babel u. s. w., den Aufbau
im Einzelnen zu verfolgen. Die Einheit der Idee muss aber stets lierr-
sehen und die Gruppen streng zusammenfassen. Dabei soll sich der
Künstler hüten, diese Einheit nicht blos als Gedankeneinheit durch das
Ganze walten zu lassen, sondern ihr soviel möglich einen concreten,
sinnlichen Ausdruck geben in der Haupterscheinung des Bildes._ Tritt
wohlein Kaulbaclfs Jerusalem diese Einheit genug hervor? wird die
Idee genügsam zusammengefasst? In seinem Reformationsbilde hat der
Künstler durch die Gestalt Luthers die sammtliclien der Neuzeit Bahn
brechenden Geister geeint und somit den Grundgedanken auch in einer
gipfelnden Erscheinung ausgedrückt. Mit einem Aneinanderreihen von
glcichbedeutenden Figuren oder Gruppen ist es in einer grössefen
Composition nicht gethan. Es entstehen dann nur Vefßßhledene Gemälde
innerhalb eines Rahmens.
Der Maler schliesst sein Gemälde, das, wie überhaüiilt Jede? KüllSt-
Werk, durch Einheit, Ganzheit und innere Harmonie 81116. kleine Welt
für sich sein soll, von der übrigen Welt durch lrgtänd 6111 deullißhes
Zeichen ab; am meisten geschieht dies bekanntlich durch einen
Rahmen. Dadurch wird es auch äusserlich zusammengehalten und
wiederum abgegränzt und somit deutlich als etwas Selbständiges hin:
gestellt.