Ucbersicht.
Allgemeine
der Empfindungen.
Preis
27
dieses ist für uns absolut maasslos, ästhetisch widersinnig. (F ü1' uns!
denn ein absolut Hässliches ist so wenig denkbar wie ein absolut
Böses.) Versuchen wir eine allgemeine Uebersicht über die Empfin-
dungen in der Art zu erlangen, dass wir von dem Anziehen und Ab-
stossen des Schönen und Hässlichen ausgehen, so finden wir zwei
Punkte dazwischen, in welchen wir jenes wie dieses aufgehoben sehen,
die in Bezug auf Schönes wie Hässliehes indifferent zu nennen sind.
Das Unbedeutcnde, Gleiehgültige, welches in seiner Erscheinung weder
Wohlgefallen noch Missfallen erregt, steht Jenem gegenüber, welches
Wohlgefallen wie Missfallen aufhebt, indem es uns in einen Zustand
versetzt, in welchem das ästhetische Urtheil aufgehoben wird und wir
ausser uns sind, wie der Sprachgebrauch sagt. Dies bewirkt das
Furchtbare; als dessen Gegensatz man Jenes das Lachbare, wohl zu
unterscheiden vom Läeherliehcn, nennen könnte. Ist das Schöne das
absolut Maassvolle für uns, das Ilassliche das absolut Maasslose, so
fallt das Lachbare unter, das Furehtbare über unser Maass ästhetischer
Kraft.
Mit diesen gewonnenen Begriffen des Schönen, Hassliehen, Lach-
baren, Furchtbaren könnte man nun für viele Falle ziemlich gut aus-
reichen, wenn man sie ähnlich, wie es bei der iVindrose geschieht,
zusammensetzte. Aber unsere Sprache besitzt für die Zwisehenempün-
dungen eine Menge bestimmter Bezeichnungen, die es unnöthig machen,
von einem Sehön-Furchtbaren, Schön-schön-Furchtbaren, Hässlich-
Lachbaren u. s. W. zu sprechen,
Wir wollen hier nur die hauptsächliehsten bestimmen.
Untersuchen wir das Sehön-Furchtbare, so müssen die Empfin-
dungen des Schönen und des Furchtbarexi sich vereinen, um durch ein-
ander moditicirt zu wirken. Die Anziehungskraft des Schönen also
einerseits, die Furcht andererseits. Dies ist die Empfindung des Er-
haben en. Aus der reinen Zusammenstimmung mit dem Schönen sind
wir herausgerissen; das Erhabene erhebt sich über unsere Persönlich-
keit, unser Ich, indem es die Kraft des für uns Furchtbaren in sich
trägt, die uns bewältigte, wenn es sich gegen uns kehrte. Darum aber
begeben wir uns am liebsten in seinen Schutz; freundlich gegen uns,
schützt und schirmt es; wir blicken vertrauend zu ihm auf als zu
unserem Trost und Retter in der Gefahr; Wenn das Band der Liebe uns
jedoch nicht mehr mit ihm vereint, so scheuen und fürchten wir es in
dem Maasse, als wir ihm vertraut haben.
Das F urchtbar-Hässliche ist das Grau si ge, Scheussliche. In ihm
begegnen sich Furcht und Ekel. D16 Unterdrückung unseres Ich trist
mit der Abstossung desselben zusammen.
Vom Hässliehen, bei dem reiner, nicht durch Furcht beeinßusster
Widerwille und Ekel uns beherrscht, finden wir hinüber zum Lachbaren
das Niedere. Es ist der Gegensatz des Erhabenen; seine Sphäre