Volltext: Populäre Aesthetik

6 
D 
M 
a1ereL 
Allgemeines. 
Das Reich des Organischen hat die Bildnerei für die Kunst ge- 
wonnen, indem sie das einzelne Schöne darin erfasste und es körperlich 
darstellte.  
Die Malerei ist nicht mehr auf die Darstellung der Formen des 
Organischen, auch nicht auf die Formenschönheit der unorganischen 
Natur beschränkt, sondern hat es mit der schönen Darstellung der 
Gesammtnatur im Schein zu thun. Das ganze Reich der sichtbaren 
Erscheinung wird von ihr für die Kunst erobert. Die mildeste, heiterste 
Eroberung, die sich denken lässt. Die Architectur greift das Unorga- 
nische gewaltsam an; die Axt, der Hammer zwingen unerbittlich dem 
Stoff die erst zu suchende innere und die menschliche Gesetzmassig- 
keit auf und machen sie zur tyrannischen Herrscherin über die 
Materie. Auch die Plastik zwingt noch mit harter Arbeit den Stoff in 
die Formen. Die Malerei arbeitet gleichsam nur mit einem Hauch von 
Material, mit der Farbe; weiter geschieht dem Stoffe kein Weh, kein 
Zwang: sie behaut ihn nicht, sie verklammert ihn nicht, noch meisselt 
sie ihn; mit leichtem Stift gleitet sie über eine Flache, leicht mischt sie 
ihre Farbe durcheinander, ihren Schein, den sie so luftig zu behandeln 
Weiss, wie die Luft und den Sonnenglanz, die sie damit nachizubilden 
versteht. 
Hatte die Plastik vor Allem die Idealbildilng eines Einzelnen als 
Ziel, so hat die Malerei es mit der Bildung einer Vielheit zu thun, 
welche zusammen eine harmonische Einheit geben muss. Ihre Schön- 
heit ist darum eine von derjenigen der Plastik verschiedene. Bei dieser 
soll jedes Object an sich schön gebildet werden; sie kann aus harmo- 
nischen Einzelheiten in der Gruppe, im Relief eine umfassendere Har- 
monie zusammen klingen lassen, kann aber kaum die Disharmonien des 
Hässlichen dabei benutzen, ohne ins Malerische zu verfallen, oder
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.